Spanien

Jakobsweg

Am 10.07.2011 begann unsere kleine große Reise. Von Hamburg mit einem Zwischenstopp in Düsseldorf landeten wir in Bilbao. Im Landeanflug über Spanien sahen wir dann auch schon was auf uns wartete. Der Camino del Norte. 690 km an der Küste von Ost nach West. Also groß verlaufen sollten wir uns wohl nicht. Mit der Sonne aufstehen und ins Bett gehen. Dazwischen laufen, essen, Siesta, laufen.  Bevor das aber Realität wurde hatten wir uns in eine 4 Sterne Luxus-Herberge eingemietet. Auf geschätzten 40m² durften wir nochmal die Sonnenseite des Lebens erfahren. Massagedusche, Badewanne und Kingzisebett machten den Aufenthalt mehr als nur angenehm und wir schliefen wie Prinz und Prinzessin auf der Erbse auch bald ein.

Der Morgen des 11.07.2011 begann bei herrlichem Sonnenschein und einem leckeren Frühstück. Gut gelaunt und gestärkt machten wir uns auf die Ersten Meter des Jakobsweges. Mit den Rucksäcke ( ca. 12 kg ) pilgerten wir nun durch Bilbao und machten etwas Sightseeing.  Ein Straßenmusiker spielte " Strangers in the Night" was ganz passend war, abgesehen davon das es 11:00 Uhr am Vormittag war. So kamen wir noch am weltbekannten Guggenheim Museum vorbei und verließen die Stadt in Richtung Portugalete. 12,9 km sollte die Erste Etappe lang werden und führte uns bei praller Hitze durch die Vorstadt von Bilbao an alten und verlassenen Industrieanlagen vorbei immer dem Fluß Nervion folgend.

Am späten Nachmittag erreichten wir in Portugalete die Erste Pigerherberge in einer Schule. Und wir waren angenehm überrascht. Zwar keine 4 Sterne, auch keine 2 aber ok. Für ca. 30 Gleichgesinnte waren in 2 Räumen Betten bereitgestellt. Es gab hygienische Bettüberzüge man konnte warm Duschen und für die von Hand gewaschen Wäsche stand sogar eine elektrische Schleuder zur Verfügung. Was braucht man mehr. Die Spende von 10 € Übernachtungskosten p.P. zahlten wir gerne und somit bekamen wir unseren 1. Pilgerstempel in unsren Ausweis. Danach genossen wir noch ein Asia Döner ( ganz normaler Döner, nur mit Asia - Sauce ) und ein Eis. Um 22:00 Uhr herrschte dann Nachtruhe woran sich die SCHNARCHER aber leider nicht hielten. :-( So war es mit der Ruhe in der Nacht nicht so wie gedacht.

Nach kurzer Nacht und kleinem Frühstück im Bistro gegenüber der Herberge machten wir uns auf den Weg in das 13,7km entfernte Pobena. Diese Strecke schien uns angemessen für die 2. Etappe. Aber, Erstens kommt es anders und Zweitens als man denkt. Um 11:00 Uhr war Pobena nach kurzer Nieselregenpause erreicht. Zur Belohnung gab es Cafe con ledge, Sandwich und einen kurzes Gespräch mit einer Kanadischen Fahrrad-Pilgerin. Nach dem 2.Frühstück beschlossen wir, noch ein paar Kilometer von der nächsten Etappe zu laufen, um uns dann in einer Pension aus unserem Pilgerführer einzunisten. Der Weg war sehr schön und alles lief super, bis Petrus meinte er müsse die Neupilger mit einem Gruß aus seiner Himmelsdusche begrüßen. Leider schien der er nach dem Anschalten den Ausschalter nicht zu finden und schickte noch etwas Blitz und Donner. Wir waren uns keiner Schuld bewusst. ???? Zu alledem fanden wir weder ein Platz zum unterstellen noch nach weiteren Kilometern die besagte Pension. Triefend nass blieb nichts Weiteres als weiterzulaufen. Die Stimmung sank auf den Tiefpunkt, die Kondition auch. Der letzte Proviant, ein Müsliriegel aus Deutschland brachte nur noch die Energie für einen letzten Aufstieg. Danach wäre Schluss mit lustig und wir fangen an zu heulen. Auf dreiviertel des Berges entdeckten wir einen Hoffnungsschimmer. Ein Birnenbaum sollte unsere Rettung sein. In 3 Metern Höhe hingen soviele Birnen aus einem Garten über der Straße, die 10 Familien hätten nicht essen können. Die Schwierigkeit bestand nun die Früchte mit Hilfe eines Stockes vom Baum zu werfen und gleichzeitig die herunterfallenden Gaben der Familie Santos zu fangen wenn man nicht 500m den Berg wieder runter laufen möchte. Es gelang nicht beim Ersten mal aber wir hatten ohne große Verluste geschafft genug Birnen zu fangen um weiterlaufen zu können. Wo war eigentlich das beschriebene Restaurant aus dem Reiseführer? Das sollte unser nächstes Ziel sein. Nach endlosen km war dieses dann auch wirklich da. Wie die begossenen Pudel, es regnete nämlich immer noch so vor sich hin, traten wir ein und aßen Nudeln mit Tomatensause. Die Stimmung hellte sich wieder etwas auf, das Wetter leider nicht. Da es immer bescheidener wurde kam nun unser Notfallponcho zum Einsatz und wir liefen weiter. Gegen 17:30 Uhr erreichten wir völlig fertig die Stadt Castor Urdiales. Im Stadtzentrum angekommen sahen wir anscheinend mit unseren Notfallponchos , was eigentlich ein durchsichtiger in anatomischer Form gebrachter Müllsack mit 3 Löchern für Arme und Kopf war, so bemitleidenswert aus das uns eine junge Frau ansprach. Sie fragte in Englisch wo wir hin wollen. In die Herberge schoss es aus uns heraus. Kurzentschlossen nahm Sie ihr Handy, rief ihren Mann an der sie gerade abgesetzt hatte und sagte Ihm er solle uns doch bitte in die Albergue fahren. Keine 2 Minuten später war er da und brachte uns noch 700m ans Endziel. Unglaubliche 29,4km sind wir gelaufen, am 2. Tag. Bescheuert. Der Hosteliero Sedja empfing uns und teilte uns mit das es keine Betten mehr gäbe. Langes Schweigen und lange Gesichter.  Nur noch Matratzen auf dem Boden sagte er dann schließlich. Ja super. War uns alles recht. Nur raus aus den nassen Klamotten und ab unter die warme Dusche. Da wurde das Ergebnis eines langen Wandertages sichtbar. Eine Riesenblase an Franzis kleinem Zeh. Aua. Nach der Versorgung kauften wir im Kiosk um die Ecke noch was zum Abendbrot, brachten Sedja etwas Deutsch bei und legten uns dann um 22:00 zur Bett-Zeit mit 3 weiteren Frauen in den Aufenthaltsraum auf unser Nachtlager. 30 km gelaufen 4 Frauen und ein Mann in einem Zimmer kann nur eine ruhige Nacht ergeben. Denkste. 5 Minuten nachdem sich die kleine Spanierin hingelegt hatte fing sie an zu SCHNARCHEN. Die Italienerin raschelte mit Ihren Plastiktüten und bekam kurz vor 23:00 Uhr noch eine SMS. Diese musste natürlich noch ohne Worterkennung dafür aber mit Tastenklicken beantwortet werden. Und so wurde wieder nichts aus dem erholsamen Schlaf.

Tag 3 begann ohne Frühstück. Erstmal weg von den Schnarchern und Tütenraschlern Richtung Liendo. 24,8 km. Warum so viel? Wir sind echt nicht ganz dicht. Der Tag verlief aber ganz flüssig. Das Ende zog sich etwas hin, sind aber gut angekommen. Unterwegs mal wieder nass geworden, aber nicht so schlimm wie gestern. In der Herberge öffnete uns dann Andrea die Tür. Andrea haben wir schon in Düsseldorf auf dem Flughafen gesehen und für voll unentspannt abgestempelt. Der Jakobsweg scheint Sie aber geerdet zu haben und wir verbrachten einen wirklich tollen Abend mit selbstgekochter Pasta und Wein. Die Sonne hatte sich zum Abend auch mal wieder blicken lassen und so schickte uns der Esel (Burro) vom Nachbarn mit einem lauten IIIIIIAAA ins Reich der Träume.

So wie uns der Esel in den Schlaf schickte, so weckte er uns am nächsten Morgen gegen 7:00 Uhr wieder auf. Heute stand uns ein entspannter Tag bevor. Von Liendo über Laredo und Colindres nach Santona. 15,6 km ein Katzensprung. Andrea ging schon früher los und einen anderen Weg. Wir hatten uns aber für Santona in der Herberge verabredet. Auf Grund von weiteren Blasen an den Füßen entschieden wir uns für den direkten Weg zur Jugendherberge. Unsere Strecke führte uns durch kleine idyllische Dörfer und in Colindres direkt 4 km über den Strand entlang. Am Ende des Strandes mussten wir mit einer kleinen Fähre übersetzen und schon waren wir in Santona. Gegen 13:00 Uhr in der Herberge angekommen, teilte man uns mit das wegen der Ferien keine Betten mehr frei sind, wir aber im Zelt schlafen könnten. Super, Zeltlager. Ich fühlte mich gleich 15 Jahre jünger. Die Zelte waren geräumig und für bis zu 4 Personen ausgelegt. Andrea die auch kurz darauf ankam hatte somit auch schon einen Platz sicher. Da wir durch die kurze Strecke noch nicht ganz ausgelastet waren spielten wir noch ein bisschen Basketball und machten uns dann für die Stadt fertig. Nach einem Strandspaziergang gingen wir mal zur Abwechslung was essen. Bei Emilia in Santona gibt es leckere Fischspezialitäten für günstiges Geld. Danach noch ein Gläschen Wein im Zelt und ab in die Falle.  

Ein neuer Tag beginnt. Die Nacht im Zelt war sehr entspannt, dank Oropax und Stephans zwei Matratzen. Wenigstens er hat wie Prinzessin auf der Erbse geschlafen. Das Frühstück war lieblos eingeschweißt und der Kaffee war in einem riesigen Pott eiskalt!? Die Mikrowelle sollte ihn uns frisch und heiß zubereiten. Wir waren mal wieder fast die Letzten als es nun endlich los ging, durch das nach Fisch stinkende Ortsende. Der Camino führte uns heute nach Güemes,  vorbei an einer großen Gefängnisanlage, langen Stränden und Bergen. Heute ist mal wieder ein heißer Tag und so wie wir es in uns hinein laufen lassen, läuft es auch wieder raus. Nachdem Stephan mir den Vortritt auf die Toilette überließ. Er hatte es so eilig, dass ich noch sehen konnte, dass er dabei war das gut getarnte, zu tief hängende Waschbecken zu benutzen. Auf einem langen ansteigenden Stück zwischen Maisfeldern und Kuhweiden, tauchte Andrea wie aus dem Nichts aus. Ab da waren wir zu Dritt. Stephan der Motivator und Antreiber erlaubte an einer schönen Kirche eine Siesta. Dort trafen wir auf den Pastor der Kirche und unterhielten uns mit ihm. Die letzten 6 km zur Albergue zogen sich und wir rätselten wie Ernesto, unser Herbergsvater, wohl aussehen mag. Laut unseres Reiseführers ist Güemes eine Kultherberge. Wir wurden nicht enttäuscht. Einen so herzlichen Empfang hatten wir bei weitem nicht erwartet. Uns wurde Wasser, Obst und Essen gereicht. Es war wie Ferien auf dem Bauernhof. Abends wurden wir bekocht und in geselliger Runde mit allen Pilgern gegessen und getrunken. Ernesto war uns bereits bekannter als gedacht. Er ist der Pastor vom Nachmittag. Seine Herberge wird von Freiwilligen geführt, Gemüse und Obst stammen aus einem von ihm unterstützten Sozialprojekt. Er engagiert nicht nur in seiner Gemeinde sehr stark, sondern hat überall auf der Welt schon Hilfe geleistet. Hiervon zeugen unzählige Diasammlungen in seinem Büro. Ein wahrlicher Gutmensch.

Güemes nach Santander sollte heute unsere Strecke sein. 14 km liegen nach der herzlichen Verabschiedung von Ernesto vor uns. An unseren Rucksäcken baumelt jetzt auch das Pilgerzeichen, die Jakobsmuschel. Auf unserem Weg den wir nun zu dritt bestreiten bekommen wir unterwegs auch mal wieder Bestätigung. Diesmal von Herrn Sinatra. My way drang aus einem Haus zu uns auf die Straße. Ja es sind die kleinen Zeichen auf die man aufmerksam wird. Nach einer Fährüberfahrt von 15 Minuten von Somo nach Santander waren wir auch schon am Tagesziel angekommen. Ab in die Herberge. Der Empfang war heute nicht zu vergleichen mit dem gestrigen Tag. Hier mussten wir sogar unsere Pässe vorzeigen und wurden sofort zur Kasse gebeten. 6,00 € für ein Bett im 38 Bettenzimmer auf gefühlten 20m². Dank Oropax und dem Pilgermenü (Flasche Wein inklusive) im Restaurant um die Ecke haben wir aber gut geschlafen.

Ich weiß nicht ob es Sünde ist, aber wir sind heute mit dem Zug ca. 30km gefahren. Wurde uns aber von allen Seiten empfohlen. Da die Strecke aus der Großstadt Santander wenig reizvoll zu laufen war haben wir uns entschlossen bis Barreda zu fahren. Frühstück gab es dann am Ankunftsbahnhof. Baguette mit Käse und Salami und Melone für den Vitaminhaushalt. Dann ging es auf die 22 km bis Cobreces ins Kloster. Hörte sich gut an. Bis jetzt. Erster Stopp, Santillana del Mar. Ein guterhaltenes mittelalterliches Dorf, leider touristisch total überlaufen. Nach Cafe con leche hielt es uns nicht länger und wir marschierten weiter. Vom Wetter gibt es heute mal was ganz Neues. Sonne, blauer Himmel aber mit Sturm. So kämpften wir uns Kilometer um Kilometer vorwärts und machten wie nach Ansage vom General Gercke um 14.30 Uhr pünktlich vor einer Bar halt. Hier gab es den nächsten Cafe und ein Eis. Die letzten Meter haben wir voller Erwartung auf das Kloster schnell abgelaufen, wurden dann aber herbe enttäuscht. Anmeldung und Bezahlung wurden noch im Kloster erledigt, doch dann mussten wir die heiligen Hallen verlassen und wurden in eine Baracke auf den Parkplatz geschickt. Was soll´s.

Die Nacht war gar nicht sooo schlecht wie gedacht. Frühstück gab´s dann am Straßenrand, nachdem wir einem Spanier „cafe to go“ versucht hatten zu vermitteln. Hat geklappt, aber nur mit unseren eigenen Bechern. Unsere Route für heute ist Cobreces - San Vicente de la Barquera (26 km). Das Wetter ist heute unglaublich schön. Auf unserem Weg liegen viele kleine Dörfer und Strände. Erst ziemlich spät erreichen wir mal wieder eine Kultherberge, laut Reiseführer. Die Leute hier sind aber alles andere als freundlich. Nach gemeinschaftlichen Abendessen und viel Wein, hat der eine oder andere zu viel. Ein brasilianischer Mitpilger flirtet was das Zeug hält und knutscht jedem die Hand. Den Vogel schießt er jedoch auf der Damentoilette ab (wo ich gerade Zähne putzte) Er verschwand in der Kabine für 2 Sekunden und kam völlig besudelt wieder raus. Extra pfui!!! Am nächsten Morgen verschwanden wir ohne große Worte, aber ohne Andrea, dafür Rafael im Schlepptau.

Die Eine geht der Andere kommt. Andrea die leider nicht soviel Zeit wie wir hatte, ist wieder ein kleines Stück auf den Zug angewiesen. Rafael S. aus H an der E den ich am Vorabend fälschlicher Weise als Theologiestudent eingeschätzt habe, ist tatsächlich Lehrer und wird uns die nächsten Tage begleiten. Heute schifft es mal wieder. Also heißt es das schnelle Programm zwischen San Vincente und Colombres. (17,9 km) Rafael hat auch einen flotten Schritt und zieht uns somit die Berge rauf und runter mit. 1. Pause und auch letzte für heute ist in Serdio. Wir bestellen 3 Cafe con leche grande und Tortilla patata. ( ähnlich Bauernfrühstück in Kuchenform ) Meinen Zuckerbeutel für den Kaffee verteilte ich auf dem Tisch da die Tüte schon offen war und sich das obligatorische schütteln erübrigte. Peinlich. Naja, flotten Schrittes ging es weiter bis zur Jugendherberge in Colombres. Lautes Kindergeschrei verhieß aber nichts Gutes. Und siehe da, ein buntes Schild mit „ Completo“ sagte uns: Ihr kommt hier net rein. Ihr kommt hier net rein. Nächster Ort El Peral 2 km weiter. Dort gibt es eine günstige Pension. Das wandern ist des Pilgers Lust. Kurz nach 14:00 Uhr erreichten wir die Unterkunft die direkt an einer Bundesstraße, gegenüber einem Truckstop gelegen war. Wir checkten ein und waren überglücklich. Endlich mal wieder etwas Privatsphäre. „ Eigenes Bett, eigene Dusche“ Die Handtücher rochen so gut das wir die 15,- € p.P. gerne zahlten und erstmal Siesta machten. Um 17:30 Uhr trafen wir uns mit Rafael der in dem Zimmer neben uns geschlafen hatte und liefen etwa 1 km zurück ins Dorf um noch was zu essen. Da es in Spanien üblicherweise erst ab 20:00 Uhr wieder warme Speise in den Restaurants gibt mussten wir uns in dem geschätzten 2000 Seelendorf die Zeit vertreiben. So fanden wir ein Restaurant mit gratis Wifi. Wir nahmen Platz, tranken wie immer Cafe con ledge und führten angeregte Gespräche mit unserem neuen Pilgerfreund. Dabei stellte sich raus, dass Herr S. aus H. an der E. auch ein IT – Spezialist ist. Super, denn mein Surfstick für Notfälle und Bankgeschäfte wollte nämlich immer noch nicht funktionieren. Was für ein Zufall. Dieses Problem haben wir dann später nach Heimkehr in die Pension gelöst. Vorher hat sich jeder noch eine Pizza einverleibt wobei das Bier und der Wein nicht fehlen durften. Susi und MM haben wir dann dank kostenlosen Wifi via Skype auch noch erreicht. Alles in allem ein gelungener Tag trotz Regen.

Eigentlich gut geschlafen, aber die Betten sind hier irgendwie kleiner als in Deutschland. Rafael hat es anscheinend nicht so lange wie wir im Bett ausgehalten und war schon weg. So starteten wir gegen 10:00 Uhr nach kleinem Frühstück nach Llanes. In Pendueles am Kiosk saß er dann. Anscheinend heute etwas fußlahm. Wir kaufen fix ein paar Sachen und liefen dann gemeinsam weiter. Nächster Stopp Playa de Bretones. 2.Frühstück mit Baguette Banane und Schokolade. Ja, das kann man zusammen essen. Gestern war schon ein lustiger Tag, doch heute hauen wir uns gegenseitig die Taschen voll. Sie Sonne scheint und der Weg ist wirklich traumhaft. An den Bufones de arenillas ( durch Brandungswellen entstehende Geysire )die auf Grund der stillen See heute schliefen, verweilten wir fast 1 Stunde. Wir alle waren total entspannt. Weiter ging es über den Fluss Puron bis nach Andrin. Das Wetter was wir anfangs noch so toll fanden, wurde jetzt doch etwas zu schön für einen 22 km walk. Also gab es in Andrin noch eine Eispause. Antreiber Gercke war gefragt. Ist nicht mehr weit. Nur noch 4 km. Es half wohl ein bisschen, denn nach 500m bergauf 2km der Küste folgend und wieder 500m bergab landetet wir recht geschafft, 1km vor unserem Ziel an der Kapelle Cristo del Camino. Raucherpause. Ohne Dampf keine Leistung für die letzten Meter. Unsere Unterkunft erreichten wir dann gegen 17:30 Uhr. Puuhh. Eine Dusche und ein Mini Nickerchen können Wunder bewirken. 1 km in die Innenstadt gelaufen und beim Italiener Paella für 3 Personen bestellt. Dazu natürlich Vino tinto. Gute Nacht  

Das gemeinsam geplante Frühstück fiel leider aus, da das anliegende Restaurant nicht geöffnet war. Rafael den der gestrige Tag doch sehr mitgenommen hatte ging somit schon um 8:00 Uhr los. Wir nutzen noch fix das kostenlose Wifi der Herberge und kamen dann erst gegen 9:00 Uhr los. Plus ein Frühstück in Llandes und durch die Siesta in Naves hatten wir soviel Zeit vertrödelt das wenn unser Pilgerfreund nur mit einem Bein gelaufen wäre nicht mehr einzuholen war. Zusätzlich zu der verlorenen Zeit kam noch hinzu dass wir uns mal wieder für eine Kasperroute entschieden haben. Dieses ist kein offizieller Jakobsweg dafür aber immer schöner zu laufen. Das hätten wir uns heute aber mal echt sparen können. Gefühlt 1km bergauf um 1,3km oben auf der Klippe zu laufen. Und wer hoch läuft muss auch wieder runter. So ein Blödsinn. Strafe nicht genug. Da wir jetzt natürlich viel zu spät sind ( 17:00 Uhr ) sind die 12 Betten in Rosa´s Herberge schon belegt. Gran le Kack. Rafael, erfahren wir später liegt schon seit 15:00 Uhr im Bett und hält Siesta. Für uns geht’s nun noch 2km weiter in die Notunterkunft. Ein altes Pfarrhaus auf dem Berg. Toni, ein Irischer Pilger dem wir auch mal wieder vor Ort begegnen sagte: Yeah, it´s a little bit strange. Wenn ich vorhin altes Pfarrhaus geschrieben habe, korrigiere ich hiermit, steinaltes Pfarrhaus aber mit Charme und grandioser Aussicht auf die Berge. Ein bisschen Farbe an die Wand und gut ist. Ich versuche es mal zu beschreiben. Weißes Haus im Fachwerkstil. Die Böden im Erdgeschoss bestehen noch aus roten bzw. hellen Pflastersteinen. Alles ist krumm und schief. Die Türen sind für Menschen bis 1,50m geeignet. In der Küche steht ein alter Holzofenherd aus dem 18. Jh. der nicht funktionierte. Ist aber nur eine Vermutung. Daneben ein Gasherd aus dem 19. Jh. auf dem wir unser Teewasser kochten. Warum haben wir eigentlich nicht die Mikrowelle benutzt die in einer anderen Ecke stand? Die Toiletten und Duschen waren im Innenhof des Gebäudes nachträglich installiert. Quasi drei kleine Duschkabinen inklusive der Toilette aus Wellblech unter freiem Himmel. Spannend. Von der Elektroinstallation für das warme Wasser und Licht mal ganz abzusehen. Da wo blanke Kabel zu sehen waren hat man vorsichtshalber für Idioten ein Warnschild angebracht. Nicht anfassen. Betten gab es reichlich, wurden aber nur 12 beansprucht. Warum nur? Ach ja! Da wir ja nun auf dem Berg waren, hätten wir wieder 2 km ins Dorf gemusst um was zu essen zu besorgen. Da mein Namensvetter Stephan aus Tübingen noch gut zu Fuß war, brachte er für uns alle Käse, Brot und Wein mit. Mui rico!

Am Morgen danach sahen wir aus der Ferne einen kleinen Punkt näher kommen. Es war unser verschollen geglaubter Mitpilger Rafael, der in frisch gewaschener Wäsche strahlte. Bevor wir los zogen, machte Franzi noch Bekanntschaft mit dem oben erwähnten Türrahmen. Ich hörte nur „rums“ und „aua“ und sah die ersten Tränen rollen. Halb so schlimm…               Frühstück sollte es im 3 km entfernten Cuerres geben, aber außer Kühen nichts zu sehen. Zehn weitere lange Kilometer bis nach Ribadesella sollte es noch bis zum Frühstück dauern. Ribadesella, ein kleiner Küstenort mit viel Charme und schönen Stränden sollte für heute und auch morgen unser Pausenziel sein. Petrus war unserer gnädig! Abends zog es uns dann nach langer Siesta aus dem Hotel in die Stadt. Rafael bekam noch sein Asturisches Brathähnchen mit dem er uns schon seit Tagen in den Ohren lag und wir irgendwelche anderen spanischen Spezialitäten. War aber alles nicht so lecker. Das Jazzfestival, welches erst um 23:00 Uhr auf der Plaza stattfand haben wir leider nicht mehr erlebt. Zu spät für kaputte Pilger.  

 

Der 12. Tag begann mal wieder mit einem Abschied. Rafael machte sich auf den Weg. Allein. Sein Zug aus Gijon fährt am Montag. Nun waren wir wieder in trauter Zweisamkeit. Nach Wäschewaschen und Umzug in ein anderes Hotelzimmer gingen wir ein paar Sachen einkaufen und legten uns dann an den Strand in die Sonne. Endlich Urlaub. Nach dem Strandvergnügen hatten wir endlich mal Zeit unsere Seite zu aktualisieren. MM noch per Skype erreicht und dann zum Abendbrot auf die Terrasse bei Käse, Brot und Wein.

 

Heute ist Sonntag, der 24.07.11 und unser Etappenziel ist La Isla (17 km) , war nur mit Hilfe eines Taxis zu erreichen. Ich sage es war der Käse. Franzi sagt die Sonne. Und beide denken wir, es war der böse Wein. Spaß bei Seite. Es war ein rabenschwarzer Tag. Jetzt sitzen wir im Cafe und trinken Cola. Das Eis hat auch schon wieder geschmeckt. 

Morgen wird dann aber wieder zu Fuß gepilgert. Gute Nacht. 

PS: freie Tage sind ab sofort gestrichen. :-) 

 

Eine neue Woche beginnt. Heute ist der 25.07.2011. Montag! Ja das ist wichtig, denn wir dachten eine Zeit lang es ist Mittwoch. So ist das wenn man arbeitslos ist. Unsere Etappe lautete La Isla nach Villaviciosa. ( 21,8 km ) Wir sind zeitig aufgestanden und schon um 7:30 Uhr auf dem Camino. Los geht es mit aufgeweichten kleinen Wegen durch Wald und Wiesen. Da wir wohl die Ersten sind haben wir noch sämtliche Spinnweben die noch von rechts nach links hängen im Gesicht. Wir kommen aber erstaunlich gut voran und trotzen mal wieder dem fiesen Nieselpiesel von oben. Mein neuer hellblauer Poncho kam aber noch nicht wirklich zum Einsatz. Franzi hat einen in grün bekommen. Herr Nang Chau aus klein Vietnam wollte auch nur 2,50 € haben. Villaviciosa war dann auch um 14:30 Uhr erreicht. Leider war mal wieder die angegebene Pension aus dem Pilgerführer completo, weshalb wir noch eine Runde durch die Stadt drehten, auf der Suche nach einer Bleibe für die Nacht. Das Hotel Ria war schnell gefunden und für 39,- € das Zimmer noch recht günstig. Wifi gab´s diesmal sogar auf dem Zimmer gratis, welches Susi ganz besonders gefallen hat. Kurz um, nach Siesta von 15:00 Uhr bis 17:00 und einem Abendbrot auf der Parkbank war für mich Feierabend.

 

Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort……                                                       Manchmal wohl auch später. Das mit dem Taxi hat er wohl uns krumm genommen.                             

Tageslosung für heute: „Wo verdammt sind wir?“

Alles begann um 7:00 Uhr. Franzi wachte mit Kopfschmerzen auf. Nachdem Sie eine Tablette eingenommen hatte ging es nicht besser. Eher schlechter. Also wieder ab ins Bett und noch bis 10:30 Uhr weiter geratzt. Waren ja im Hotel. J Dem Kopf ging es besser und nach Frühstück mit Cafe con leche und Tortilla ( das ist aber auch lecker ) ging es ihr wieder so gut, dass ich mir dumme Sprüche anhören konnte. Also ab auf die Piste. War ja auch schon um 11:00 Uhr. 22,6 km nach Deva. Nicht viel. In unserer Pilgerbibel konnten wir aber schon sehen was auf uns wartete. 2 Berge mit einem Höhenunterschied von 700 m mussten überquert werden. Puuhh. Die ersten km und der erste Berg waren schnell erledigt. Dann passierte uns wohl im Nebel der Berge ( Sichtweite unter 100 m ) ein kleiner Fehler mit großen folgen. Wir verließen uns heute mal auf die gelben Pfeile am Wegesrand und glichen das Ganze nicht mit dem Pilgerführer ab. So kamen wir an eine Weggabelung mit gelben Pfeil und ungewöhnlichem gelben Flatterband mit der Aufschrift: Camino de Santiago, denen wir folgten. Angekommen im Dorf Peon wäre meiner Intuition nach, rechts der richtige Weg. Dagegen sprachen 3 gelbe Pfeile nach links. Da wurde ich wohl klassisch überstimmt. Nach 500 m war ich aber immer noch nicht überzeugt und wir machten eine kleine Denkpause. Meine Zweifel wurden mir dann in dem Moment genommen, als eine Gruppe Pilger in der Ferne zu sehen war und in unsere Richtung lief. Und weiter geht die wilde Fahrt. Über Geröll und Gestein, durch Dreck und Matsch. Habe zeitweise das Gefühl in einem Flusslauf mit wenig Wasser zu laufen. Nach 3 km mit hin und wieder mal einem Pfeil am Rand, wurden die Zweifel dann doch wieder größer. Wo sind wir? Die andere Gruppe aber noch dicht hinter uns. Nach ca. 4 km wovon 3,5km bergauf verliefen kommen wir auf eine Straße. Endlich. Doch halt, die Bäume und vor allem die Markierungen auf der Straße kommen uns bekannt vor. Hier waren wir vor ca. 1,5 Stunden schon mal. SSSSSCCCCCHHHHEEEEEIIIIIßßßßßßEEEE: schreie ich in den Wald. Die Gruppe nach uns war auf einem lokalen Wanderweg der mit den gleichen Pfeilen und der gleichen Farbe gekennzeichnet ist. Welcher Idiot macht so etwas bitte. Ich habe mich bis zu der Wegmarkierung mit dem Flatterband noch nicht abreagiert, welches dann meinen ganzen Frust zu spüren bekommt. Mit meinen Wanderstab haue ich das Ding vom Baum. Jetzt geht’s etwas besser. Trotzdem haben wir noch gute 10 km vor uns und meine Hüfte fand das doppelte auf und ab des ersten Berges nicht so toll. Der zweite Berg lag also noch vor uns. Super. Erstmal wieder in das beschissene Dorf Peon, wo wir ja heute auch schon mal waren. Diesmal aber laut Wanderführer. Unter angekommen ab ins Restaurant und Energie tanken. Für unterwegs gab`s noch ein paar Erdnüsse aus dem Automaten, welche nach Einwurf von 1 € natürlich nicht runterfielen sondern oben hängen blieben. Nun erklär mal einer Spanierin mit Activiti-Spanisch dass deine Nüsse im Automaten hängen. J Hat geklappt. Auf geht’s die letzten 7 km im Blick. Die Strecke wird nicht besser. Wenn wir hier abstürzen findet uns niemand mehr. Gut dass wir beide unsere Wanderstöcke haben. Die 2. Anhöhe ist somit auch bezwungen und es geht nur noch abwärts auf breiten Straßen. Geschlafen wurde auf einem Campingplatz in Holzhütten. Ente gut, alles gut.   

Guten Morgen liebe Sorgen. Mal wieder mit Kopfschmerzen aufgewacht. Diesmal aber nicht vom bösen Alkohol oder von der Sonne. Der Grund war ein Schluchtenscheißer in unserem 9m² Loft mit 6er Belegung. Nicht nur das er schnarchte, sondern er dünstete aus jeder seiner Poren eine Knoblauchzehe aus. Da wünscht man sich neben Ohropax auch Nasopax. Gibt es leider nicht. Noch nicht! Zum Glück hat das Wetter unsere Laune aber schnell nach oben korrigiert. Strahlend blauer Himmel. Yippie. Also entspannt gefrühstückt und dann auf den Weg in die Großstadt Gijon gemacht. Nur 8 km durch die Vorstadt bei denen wir uns aber wie zwei kleine Hamster im Labyrinth gefühlt haben. Große Häuser und kleine Gassen waren schon ein krasser Unterschied zu den letzten Tagen auf dem Land. Zu unserem Ärger stellte Franzi nach 3km fest, dass unsere gestern erst aus der Natur entnommen Wanderstöcke noch vor unserem Nachtlager stehen. Das war dann schon mein Zweiter. Nein! Angekommen im Zentrum standen wir vor der pompösen Eingangstür zu der Pension Gonzales, welche sich in einem Stadthaus befindet. Wir klingelten und der Summer wurde betätigt. Wir standen in einer hellmarmorierten Eingangshalle und gingen dann in den 1.Stock. Dort klingelten wir an einer Wohnungstür. Und wo ist die Pension? Eine alte Spanierin öffnete und nach einem kurzen wortlosen Gespräch bat sie uns herein. Anscheinend gingen wir durch ein Wurmloch, denn aus der kleinen Stadtwohnung wurde ein Flur mit gefühlten 20 Türen. Eine davon öffnete sich für uns. Familie Gonzales wohnt übrigens auch hier und vermietet alle leerstehende Räume an arme Pilger wie uns. Was es nicht alles gibt. Zu Gijon können wir nur soviel sagen: „ schöne Stadt, schöner Strand, schöner Hafen, endlich mal wieder Mc Donalds, kein Supermarkt und die Krönung, kein Desigual. Jetzt gehen wir noch was essen und lassen uns mal überraschen was morgen passiert. Wir haben nämlich noch keine Ahnung wie es weitergeht.    

 

Gijon nach Aviles 25, 4 km

Man haben wir bei Familie Gonzales gut geschlafen. Darum wurde der Wecker auch um 7:15 Uhr ignoriert und erst eine dreiviertel Stunde später die Augen aufgemacht. Uns hetzt ja keiner. Nach dem Frühstück im Bistro der Geschäftsmänner direkt am Yachthafen ging es dann um 9:30 Uhr auf die Reise. Die freundliche Bedienung sah so aus als würde sie gerne mitkommen als wir den Laden verließen. Bei den Gästen konnten wir das auch verstehen. Unsere Etappe sollte die hässlichste des Weges werden, aber das wussten wir leider erst 7 Stunden später. Wir liefen 4 km aus Gijon, danach an einem Kohlekraftwerk vorbei. Kurze Entspannung auf einem Waldstück bevor das dicke Ende kam. 6 km vielbefahrene Bundesstraße die entlang verschiedenster Fabriken führten. Allesamt mit riesigen, qualmenden Schornsteinen. Wenn der Jakobsweg den eigenen Lebensweg wiederspiegelt war das wohl ein dunkles Kapitel. Aber so eine Phase haben wohl mehrere. Jedenfalls gehörte Götz aus Hamburg auch dazu. Ihn hatten wir unterwegs getroffen und liefen zusammen die letzten Kilometer. Endlich in Aviles angekommen, schnappten wir uns ein Bett und spülten uns den Schweiß und Dreck des Tages von der Haut. Bei der obligatorischen Feierabendzigarette kam dann auch noch Julia aus Berlin dazu. Julia hatten wir schon einen Tag vorher in unserer Pension Gonzales kurz getroffen. Sie sagte uns, dass es auch noch ein anderes, nicht stinkendes Aviles gäbe und wir uns die Innenstadt anschauen sollten. Kaum zu glauben aber … ok. Also saßen wir dann 3 Stunden später, nach Besichtigung der Altstadt, alle 4 zusammen auf einem Festival in der Innenstadt. Hier tobte das Leben und rauchte der Grill, nicht die Schornsteine. Die Leute vergnügten sich an einem Mittwochabend bei Irischer Tanzmusik bis spät in die Nacht. So ein krasser Unterschied zwischen dem Randbezirk und dem Zentrum haben wir noch nicht erlebt. Als Julia uns dann noch von einer koreanischen Pilgerin erzählte die wir auf alle Fälle für einen Mann gehalten hatten, war das Resümee  des Tages gefallen. Nichts ist wie es scheint.

In unserer leicht schimmligen Herberge haben wir recht gut geschlafen. Die Frau aus Korea, Götz und Julia waren heute wohl nach dem Motto gestartet: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Keiner mehr da. Die Etappe ist doch heute gar nicht soweit? Wir also ganz gemütlich zum Frühstück in die Stadt und dann um 9:15 Uhr auf den Weg. Und es lief gut. Um 11:00 hatten wir schon 9,5 km von unserem Weg hinter uns. Julia haben wir unterwegs auch noch getroffen und aus den Fängen von 4 spanischen Pilgern gerettet, die an ihrem 2. Tag, 40 km laufen wollten. Spinner! Wie wir allerdings in einer Stunde und 45 Minuten fast 10 km von unserer Strecke zurückgelegt haben, weiß ich nicht genau. Muss damit zusammenhängen, dass wir uns mal wieder verlaufen haben nur diesmal uns ein paar Meter geschenkt wurden. Auf den richtigen Weg hat uns übrigens ein Opa mit Moped gebracht. Nein, wir haben nicht mit drauf gesessen. Er fuhr, wir liefen. Als in dem Ort in dem wir eigentlich übernachten wollten, es kein Hotel und keine Herberge mehr gab, waren wir abermals auf Hilfe angewiesen. Diesmal in Form von einem Telefonjoker. Da die nächsten Unterkünfte laut Führer in allen Himmelsrichtungen verstreut waren, baten wir in einem Cafe, nachdem wir Umsatz gemacht hatten, das junge Mädel hinterm Tresen, in dem nächsten Ort anzurufen und zu fragen ob noch was frei wäre. Der Joker stach gleich beim ersten Versuch. Also ab nach San Esteban in die Jugendherberge. Nach kurzem Besuch im hiesigen Supermercado und Melonenverzehr auf einer Bank meldeten wir uns an. Das 6 Bettzimmer war nun voll belegt. Ein Ehepaar aus Frankreich. Er 80zig, Sie 79zig und jedes Jahr auf dem Camino. Dann wir 3 Grazien und Tjus aus Holland. Lustige Kombi. Aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei. Also ein drittes Mal im Restaurant bei der Speisenwahl auf Hilfe angewiesen. Eeen Schwietzer Ehepooar waaarrr soooo freeei und übersetzte uns die komplette Speisekarte. Gut gegessen, gut getrunken, gute Nacht.

San Esteban am frühen Morgen. Irgendwie bin ich heute sehr schnell startklar und mache mich um 7:00 Uhr mit dem Fotoapparat auf den Weg die morgendliche Ruhe digital festzuhalten. Danach treffen wir uns alle beim gebuchten Frühstück im Speiseraum. Gegen 8:00 Uhr gehen wir mal wieder zu dritt los. Und wiedermal nehmen wir die schöne Kasper Route am Meer lang. Ob das eine gute Idee war fragen wir uns, als wir nach 2 Kilometern völlig erschöpft Pause machen müssen. Wir hätten es wissen müssen. Der herrliche Ausblick nach gefühlten 500 Treppenstufen entschädigte etwas. Wenn das aber so weiter geht, wird das ein langer Tag. Und so war es dann auch. Nach unzähligen Auf und Ab´s lag der normale Jakobsweg um 12 Uhr wieder vor uns. Von der offiziellen Route sind waren wir aber erst 6,5 km gelaufen. Das Lied „Take it easy“ welches im Restaurant lief das wir in El Pito betraten gab uns etwas Gelassenheit und nach O-Saft und Cafe con leche auch wieder Energie zurück. Und weiter geht’s in Richtung Soto del Luina, unserem Endziel entgegen. Doch nach kurzem klarem Weg war alles unklar. Keine Pfeile, keine Muschel die die Richtung anzeigten. Dafür Großbaustelle der Autobahn. Das läuft ja super. Und wenn man kein Spanisch spricht ist auch immer schlecht mit fragen. Wir taten es trotzdem und bekamen die Antwort auf das Rätsel. Leider nur in Spanisch. Aus der Gestik heraus entnahmen wir aber über die Straße und links. Diesmal klappte es und wir wanderten weiter, was bei der nächsten Baustelle 2 km weiter nicht so optimal lief. Muschel gerade aus , gelbe Pfeile nach links und der entscheidende Hinweis von Mütterchen aus dem 2. Stock eines Hauses. Rechts den Berg hoch, der Straße folgend. War auch nicht ganz falsch, nur 3 km länger. L Am Ende des Tages sind wir statt 18 km offizieller Wegplanung ca. 25 km gelaufen. Zu unserem Glück haben wir dann aber die letzten 3 Betten in der Herberge bekommen und konnten noch schnell ein paar Sachen von Hand waschen. Von Waschen kann man aber eigentlich nicht sprechen. Nur nass gemacht und mit etwas Haarshampoo eingeseift und ausgespült. Zum Geburtstag wünsch ich mir ne Waschmaschine.

 

Soto del Luina nach Cadavedo 24,7 km

Noch 272 km bis nach Santiago de Compostella. Die nächsten 24,7 km sind wir ausschließlich auf der alten N 632 gelaufen. Nicht gerade angenehm für die eh schon geplagten Füße. Los ging es schon um 6:50 Uhr. Heute war für uns das Motto. „ der frühe Vogel….“ Die Stille und der Sonnenaufgang über Soto del Luina ließen uns aber schnell vorankommen, sodass wir bereits um 8:15 Uhr 6,2 km geschafft hatten. Um die letzte Müdigkeit aus den Knochen zu bekommen gab es zur Stärkung Cafe con leche, wie immer. Die zweiten 6 km bis zur nächsten Cafe Pause vergingen wie im Flug. Hier aber mal eine Besonderheit. Wir haben uns tätowiert. Die letzten 12 km haben wir dann auch noch überstanden und waren um 14:30 Uhr, ohne Umweg in unserer Herberge. Wir schnappten uns 3 von den 10 Betten und gingen dann ins Restaurant zum Mittagessen. Menü del Dia für 9 €. Pasta mit Meeresfrüchten + Fisch oder Fleisch mit Pommes + Nachtisch und natürlich Wasser und Wein. Der Wein war leer, der Kopf voll also ab ins Bett und siestasieren. Nach duschen und Mini Abendbrot ging es dann richtig ins Bett.

Geburtstag!!! 01.08.2011

Heute wurde ich mit Blumen, Muffins und Kerzen von meiner Liebsten überrascht. Liebe Geburtstagsgrüße aus der Heimat lagen auch auf dem Tisch der Herberge. Also fast wie zu Hause. Nur die Italienerin im Pyjama die in der Küche auf einer Matratze geschlafen hatte, passte nicht ins Bild. Sei es drum. Nach kurzem Frühstück machten wir uns zu dritt auf den Weg der kurzen Geburtstagsetappe von 15,7 km nach Luarca. Hier wollten wir dann den Nachmittag und Abend in Zweisamkeit genießen. Nach 8 km machten wir Rast für das 2. Frühstück in Canero. Alles lief wie immer bis es etwas spooky wurde. Wir saßen schön draußen vor der Tür und genossen Cafe con leche und Geburtstagstortilla bis zum Auftritt von Paolo. Namen hab ich mir gerade ausgedacht. Der Bauarbeiter Paola fährt mit seinem Firmenwagen vor, steigt aus und geht ins Restaurant. Franzi guckte und sagte zu mir verwundert:“ Ich glaub der hat ne Botschaft für Dich“ Ich verstand gar nichts. Franzi:“ Guck dir mal sein T-Shirt an“ Nun saß Paolo so blöd am Tresen dass ich nichts sehen konnte. Es dauerte keine 5 Minuten da hatte er dann seinen Kaffee ausgetrunken und er kam nach draußen. Wieder konnte ich nicht wirklich was sehen. Dann rief aber noch jemand aus der Bar ihm etwas hinterher so dass er sich nochmal umdrehte. Und dann konnte ich es lesen. Herzlichen Glückwunsch stand dort auf seinem recht trendigen T-Shirt. Wir drei waren sprachlos und eh wir uns versahen war er auch wieder verschwunden. Das war doch nicht real? Wenn von Euch jemand den guten Mann bestellt hat, dann war er sein Geld wert. So machten wir uns noch völlig verwundert auf den Weg. Am Ende des nächsten Dorfes gab es dann noch zum Geburtstag mehrere vollbestückte Brombeersträucher die wir noch etwas vom Ballast der großen Früchte befreiten. Hui sahen wir lustig aus. Wenig später trennten sich dann unsere Wege. Julia und Ecki gingen in die Albergue und Stephan, Franzi, Wilson der III und Sushi gingen weiter nach Luarca. Angekommen ab ins Hotel und ausgiebig geduscht. Herrlich. Mails gecheckt und Homepage gepflegt. Nach Stadtbesichtigung und Abendbort auf dem Zimmer ist der Tag dann ausgeklungen. Ein schöner Tag, die Welt steht still ein schöner Tag, komm Welt lass dich umarmen welch ein Tag. Danke an alle die an mich und uns gedacht haben.                 

Der Morgen danach hat ganz entspannt begonnen. Mal keine Drängelei vor dem Klo. Das hat schon was. Um 8:00 Uhr haben wir es aus dem Bett geschafft und um 9:15 nach dem Frühstück im Hotel waren wir auf dem Weg raus aus Luarca. Heute Mammut-Etappe von fast 30 km. Ob das gut geht? Das Wetter war wieder mal nicht so toll und so fing es dann auch bald an zu regnen. Vielleicht kommt heute der blaue bzw. grüne Regenponcho zum Einsatz, Nein so schlimm wurde es dann doch nicht. 12 km haben wir an einem Stück abgerissen und kehrten zum 2. Frühstück in Villapedre im Restaurant ein. Dort saßen bereits Tanja und Jamie. Eine Dänin und ein Engländer die wir schon seit La Isla fast jeden Tag sehen. Außerdem war Trüüs aus Holland gerade im Begriff zu gehen. Irgendwie hat es sich rumgesprochen das ich Geburtstag hatte und bekam noch eine herzliche Umarmung und Bussi links und rechts. Nach kurzer Englisch Lesson und Stärkung ging es auf die nächsten Kilometer. Ich möchte hier mal betonen dass das Pilgern oder Wandern echt hart ist. Wir können schon jetzt echt stolz auf uns sein. Über 400 km haben wir schon geschafft, trotz mehrerer Blasen und Schmerzen am ganzen Körper. La Caridad haben wir dann um 17:15 erreicht und sogar noch ein Bett bekommen. Also Duschen und Wunden lecken. Hunger hatten wir auch, also quälten wir uns noch 1 km in die Innenstadt. Im Supermarkt fürs Frühstück eingekauft und dann gegen 19:00 Uhr ins Restaurant. Doch wie schon so oft gab es keine warme Küche. Diesmal sogar erst ab 21:00 Uhr. Die spinnen die Spanier. Kein Wunder das die fast alle dick sind. Also wieder zurück in die Herberge. So saßen wir dann alle ( Julia, Trüüs, Jamie, Tanja, Stephan, Franzi ) draußen und aßen Frühstück um 20:00 Uhr. Lecker.     

Auch heute gehören wir mal wieder zu den Schlusslichtern. Wir starten ganz entspannt und frühstücken noch die Reste von gestern. Draußen können wir vier Spanier beobachten, wie sie versuchen ihre ganzen Vorräte und Habseligkeiten in vier winzige Rucksäcke zu verstauen. Eigentlich stehen sie nur vor der Wiese voller Zeugs und schweigen. Wir lassen sie allein und beginnen unseren Weg nach Ribadeo. Der Weg ist heute wieder ein einziges Zickzack von einem Dorf, über die N-634, ins nächste. Es gibt hier einfach zu viele Kirchen und sie wollen, dass wir alle sehen. Wie so oft in letzter Zeit, treffen wir unsere drei Ösis. Die Gespräche klingen dann immer so, ein Ausschnitt… Wir: „An euch kommen wir wohl auch nicht vorbei! Wo kommt ihr denn her?“ Ösi: „Wir sind den Küstenweg gelaufen, einen soooo tollen Ausblick hab ich noch nicht gesehen, wirklich! Ihr habt in der Alberge geschlafen? Wir waren in einer ganz tollen Pension.“ Wir: „Bei uns gab´s gestern leider auch nichts zu essen, da das Restaurant erst ab 21Uhr die Küche öffnete.“ Ösi: „Bei bei uns gab es das beste Rinderfilet was ich je gegessen habe und die Pommes waren so frisch… „ Blie Bla Blub! Ich glaube die kennen keine gute Küche, denn egal wo und was wir bislang gegessen haben, hat uns nichts restlos überzeugt. Nach kurzem Smalltalk ließen wir sie hinter uns . Wenig später hielt uns eine Spanische Autofahrerin an. Erst dachten wir sie will uns wiedermal den Weg zeigen, doch weit gefehlt. Sie gab uns Ihre Adresse und bat uns darum aus Santiago eine Karte zu schicken. Schon etwas schräg, aber wir haben eingewilligt. Und weiter ging es, wir hatten noch eine Mission zu erfüllen. Ecki musste wieder zu seiner nachlässigen Besitzerin Julia gebracht werden, die wir dann auch prompt in Tapia antrafen. Gemeinsam gingen wir in die Stadt, wo die erste Pause, sowie die erste Tortilla auf uns wartete. Tanja und Jamie waren auch mal wieder dabei und so gingen wir gemeinsam weiter. Viele schöne Strände und Küstenabschnitte lagen auf dem Weg. Heute sollte wohl der letzte Tag zum Baden sein und wir nutzen ihn. Das Wasser war sooo kalt… grrrrr. Wir fühlten uns wie neu geboren und die letzten Kilometer waren ein Klacks. In Ribadeo angekommen hieß es mal wieder Completo. Wir gingen in die Stadt und fanden ein einfaches Hotel, aber warum über unserer Tür salon social stand bleibt ein Rätsel.

Heute ist Donnerstag, 4. August 2011 und wir haben voller Freude festgestellt, dass unser Flug nach Madrid erst am 17.08.2011 geht. Das bedeutet zwei Tage mehr. Also haben wir gleich einen Gang zurück geschraubt und neu geplant. Jetzt geht´s nach ausgiebigem Tortilla-Frühstück (liebe Mütter, übt schon mal bis wir wieder da sind: Eier, Zwiebeln, Kartoffeln, gerne auch mit Schinken oder Paprika und dann in den Ofen) in das 21,8km entfernte Gondan. Da weit und breit kein Supermercado mehr in Sicht war, mussten wir meinen super Rucksacktank an einem Trinkwasserhahn befüllen, der nicht nur den Tank nass machte. Zum Spaß der uns beobachtenden Bauarbeiter. Der Weg hat uns einiges abverlangt und wir machten nach vielen steilen Auf und Abs Bekanntschaft mit Axel Schweiß. In Gondan gibt es außer einem Kuhstall und der Herberge nicht viel, daher mussten wir den letzten Supermarkt auf dem Weg mitnehmen. Doch wo war er? Hat uns Raimund (Autor unseres Führers) mal wieder ver…? Nein, in einer unscheinbare Bar öffneten sich die Türen und ein netter Mann schloss sein Warenlager auf. Heute gibt es Pasta. Freu! Um 16Uhr erreichen wir völlig entkräftet die Albergue. Endlich können wir mal wieder waschen und für ein fühlbar frisches Gefühl sorgen. Danke.

05.08.2011 Gondan nach Mondonedo 16,4km

Um 8:00 Uhr öffnete ich die Augen und Franzi stand direkt vor meiner Nase. Von allen anderen keine Spur mehr. Wir waren die allerletzten. Das hatten wir noch nie geschafft. Ein Stück Brot vom Vortag und etwas Marmelade später machten wir uns dann auf den Weg. Der Regen von gestern Abend hatte sich verzogen und die Sonne und ein kleiner Hund begleiteten uns auf den ersten 2 Kilometern zur nächsten Bar. Nach Cafe und Schokobrötchen verabschiedeten wir uns von unserem kleinen Begleiter und zogen los durch das schöne Galicien welches einen anderen Charme hat als Asturien und wieder anders ist als Kantabrien. Je weiter wir uns vom Meer entfernen umso bergiger wird es. So sind wir schon nach wenigen Kilometern von 100 Höhenmetern auf 250m um dann wieder ins Tal nach Vilanova de Lourenza auf 75m zu laufen. Da hier aber noch nicht Schluss ist für heute geht es dann wieder auf 200m steil bergauf über einen letzten Berg für diese Etappe. Jetzt im Nachhinein kann ich mir gar nicht erklären wie wir schon um 14:30 Uhr in Mondonedo in der Polizeistation standen. Da hat uns wohl jemand was in den Kaffee getan. Egal wir sahen anscheinend so normal aus, dass der nette Polizist auf dem Revier bei dem wir uns für die Herberge anmelden mussten zwei Betten reservierte. Er übergab uns die hygienischen Bettüberzüge und eine Wegbeschreibung zum Nachtlager. 2 Stunden später hatten wir unsere Betten bezogen, Siesta gehalten, und den Rest der Wäsche gewaschen. Diesmal sogar mit richtigen Waschmitteltabs. Wir können Euch sagen, wenn wir gestern schon begeistert waren, ist das heute die Krönung. Richtig sauber wahrscheinlich nicht aber herrlich gut riechend. Mit diesem Glücksgefühl machten wir uns auf zur Stadtbesichtigung welche erst im Supermarkt und später im Cafe bei Bier und Wein endete. Julia die wir ja in Tapia zurückgelassen hatten stand dann plötzlich auch noch in der Tür und wir werteten die letzten Tage aus. Zum Abendbrot gab es dann TK-Pizza, und wie es sich für ein traditionelles Italienisches Essen gehört, Vino. Um 22:00 Uhr gingen die Lichter aus und wir zwei kuschelten uns in unser Doppel-Doppelstockbett.  

06.08.2011 Mondenedo - Gontan 16,6km

Guten Morgen! Man haben wir gut geschlafen. Wir krochen aus unserer Höhle wieder fast als letztes. So gemütlich wie die Nacht war, so ungemütlich sah es draußen aus. Das Wetter hatte sich mal wieder komplett auf Regen mit Sturm geändert. Wir glauben ja langsam dass das Wetter jeden Tag am Glücksrad ausgelost wird. Heute ist also der Große Tag. Mein blauer Regenponcho wird zum Einsatz kommen. Für Franzis Überzieher muss es allerdings Kuhscheiße regnen bis sie ihn mal anzieht. So ziehen wir zu viert los. Julia die heute einen Traum in Rot in XXl trägt hat die Helena aus Österreich mitgebracht und wird unser Team in Zukunft unterstützen. Und so kämpfen sich 4 bunte Gestalten bergauf durch den Regen. Von 150 Höhenmetern auf 500. Im Klartext 16,6 km stätig dem Himmel etwas näher. Um unsere Motivation nicht gleich auf Null zu setzen schickte uns Petrus neben dem fiesen Nass regelmäßig einen Regenbogen nach dem anderen. Zusätzlich zeigte er uns an wann es denn anfangen würde zu regen. So kam es das wir relativ trocken an einem Berg standen und sahen wie es 200m weiter im Tal schüttete. Der Sturm trieb das kühle Nass zwischen zwei Bergen förmlich senkrecht vor sich her. Was würde wohl passieren wenn wir um die Bergkuppe rum sind? Natürlich dass was wir alle befürchteten, es wurde ekelig. Doch höret, Jesus loves us. Nach kurzer Zeit beruhigte sich das Wetter merklich. Nass bin ich aber auch mit Regenponcho geworden. Der Grund dafür ist wohl in der Atmungsaktivität des Plastikteils zu suchen. Also hieß es für mich in der Pause, T-Shirt wechseln. Und weiter ging es bergauf. Das Wetter wurde immer besser und so kamen wir um 14:15 Uhr in Gontan an. Doch unsere Mienen verzogen sich schlagartig als wir wiedermal Completo lesen mussten. Um 13:00 öffnete die Albergue und um kurz nach zwei sind 24 Betten belegt. Da kann doch was nicht richtig sein. Da hat doch die spanische Bettenmafia ihre Finger im Spiel. Oder haben sich die Spanier das Liegenbelegen der Deutschen in den Hotelburgen am Mittelmeer abgeschaut? Vielleicht sind wir aber auch einfach zu spät aufgestanden. Wir werden es nicht erfahren. Was nun sprach Zeus. Im Pilgerführer stand irgendwas von einem Notlager mit Matratzen in einer Turnhalle. Die Turnhalle war eine Markthalle und stand 100 Meter weiter auf der anderen Straßenseite. Nur leider hatte so ein Depp heute Morgen den Türgriff von außen abgebrochen. Samstags herrscht in Spanien anscheinend striktes Arbeitsverbot für Schlosser weshalb die Tür auch um 14:30 Uhr noch zugesperrt war. Die Hospiltaera machte uns auch wenig Hoffnung das da vor Montag noch was passieren würde. Ohne es ausführlicher zu schreiben, Helena die Österreicherin und ihr Schweitzer Taschenmesser plus Deutsches Know how machten es möglich das wir die Tür in 3 Minuten offen hatten. Die Freude war groß aber worüber eigentlich. Keine Toilette, kein Wasser, kein Licht. Dafür viel Platz wenig Matratzen und es war trocken. So machten wir es uns gemütlich gingen erstmal in die „Stadt“ um den ersten Kaffee zu trinken. Dort wurden die Mädels zur Kontaktaufnahme von alten lüsternen Männern mit kleinen Kieselsteinen beworfen. Also machten wir uns auf den Weg in den Supermarkt und kauften ein paar Sachen für den besonderen morgigen Tag. Die kleine Franzi wird 29a.

07.08.2011 Gontan - Vilalba 19,7km

Guten Morgen! Ich bin 30! Und laut meiner Mitschläferinnen sehe ich noch aus wie vorher. Ich hatte so etwas fast vermutet. Die Nacht in unserer Ausweichherberge war besser als gedacht. Nach kurzer Erfrischung und verbotener Dusche kehre ich in das Lager zurück und mich erwartete der schönste Geburtstagstisch aller Zeiten. Es gab einen tollen Kuchen mit Kerzen, es ertönte in Gesang und Text aus unserem Netbook „Happy Birthday“. Endlich habe ich Shampoo, Duschbad und ein Miniparfum. Und wer trägt das alles? Eine kleine Hello Kitty ziert jetzt meinen Wanderstock „Suhi“. Ein wenig kitschig, aber sooo süß! Nachdem wir zu sechst den Kuchen verzehrten und mit Sektchen angestoßen hatten, waren wir startklar. Nach 2 Stunden gab´s dann die erste Pause, wo wir unsere Rucksäcke um einiges erleichterten. Der Weg war echt schön und ursprünglich. Man kann sich gut vorstellen, wie auch schon vor hunderten von Jahren die Pilger hier wandelten. Nur wenige Kilometer vor dem Tagesziel (km 16) kam nun endlich die erste langersehnte Bar, für den noch länger ersehnten Cafe con leche. Doch so richtig konnten wir ihn nicht genießen, da immer mehr Pilger an uns vorbei zogen. Für uns war sowieso klar, wir gehen ins Hotel. Als wir dann gegen 14 Uhr an der Herberge ankamen, wo die Mädels bleiben wollten hieß es mal wieder Completto! Unglauglich, 46 Betten so früh schon weg!? In der Stadt fanden wir dann eine niedliche Pension. Als wir die Tür öffneten stand schon fest, hier bleiben wir. Die Pension ist ebenfalls ein Feinkostgeschäft und die geschätzte 80jährige Betreiberin war gerade dabei Kuchen zu backen. Dieser Duft, gemischt mit einer deftigen Note, erfüllte das ganze Haus. Ein traditioneller Maiskuchen wurde gleich verspeist. Abends zog es uns in die Stadt und der Plan war eigentlich Geburtstagsgrüße zu empfangen, aber leider reichte die Verbindung nur für ein abgehacktes Geburtstagslied von meiner Lieben Susi und Maxi. Danke! Das Abendessen hatten wir uns beim Universum bestellt und es war herrlich, eine gemischte Tapasplatte, frische Tortilla und Vino. So sah man nur glückliche Gesichter. Letzter Versuch via Internet scheiterte dann in einer Bar und ich ging leicht bedrückt, aber mit vielen schönen Tageserlebnissen ins Bett. Danke Euch für die vielen Mails und alle die an mich gedacht haben! Hab Euch lieb!

Das Rennen beginnt.

Nach zweimaligen „ Ihr kommt hier net rein“ in den Herbergen, haben wir uns leider den Umständen anpassen müssen. Wir sind jetzt kurz vor der 100 km Grenze bis Santiago. Das heißt es wird voll auf dem Camino. Denn wer es nicht weiß, nur die letzten 100 km müssen nachweislich gepilgert werden, um die begehrte Compostela in Santiago ausgehändigt zu bekommen. Viele Spanier laufen den Weg nur, um durch das Zertifikat, einen guten Eindruck in den Bewerbungsunterlagen zu hinterlassen oder als Urlaubsersatz. Schön für die Inländer, schlecht für uns. Also haben wir zusammen entschieden um 7:00 Uhr loszulaufen, um 4 der 94 Betten in Baamonde zu ergattern. Da wir ja gestern schon 2,5 km der heutigen Etappe abgelaufen sind, und somit einen Vorsprung haben, sind wir frohen Mutes dass es auch klappt. Die morgendliche Kühle trägt dazu bei dass die restlichen 19,5 km wie von selbst flutschen. Wir lassen es uns aber nicht nehmen von unserer Umwelt noch ein paar Eindrücke mitzunehmen. Es geht entlang in Morgentau getauchter Wiesen, durch neblige Täler, und Eukalyptuswälder. Eine Pause und etwas Ruhe für den Körper waren nach 12 Kilometern auch noch drin und so gibt es heute Tortillabocadilo und Cafe. Um die innere Ruhe ist es dann aber leider nicht so gut bestellt und so trieb es uns weiter, dem Ziel entgegen. Um 12:15 Uhr standen wir dann vor der Tür der Unterkunft. Der Plan ist aufgegangen. Nachdem wir die 5 € pro Nase an den Herbergsvater gezahlt, unser Bett bezogen hatten, fanden wir uns wenig später in der Bar wieder. Hier konnten wir beobachten wie im Minutentakt die Pilgerfreunde einschneiten. Um 16:00 Uhr war dann die Herberge mehr als voll. Im Garten wurde sogar gezeltet. Die Frage ist jetzt nur:“ Wo bleiben die 100 Pilger morgen?“ In der nächsten Herberge gibt es nämlich nur 26 Betten. Lagebesprechung! Vorschläge von 4:00 Uhr losgehen und Tür absperren über Richtungspfeile umdrehen haben wir schnell verworfen. Am Ende hieß es wir gehen um 6:30 Uhr los und Julia wollte sich dem Gerenne nicht hingeben und macht nur eine 5 km Etappe in eine private Herberge. So entspannten wir noch etwas, aßen Abendbrot und gingen dann pünktlich ins Bett.

Es ist 5:30 Uhr als sich der erste Pilger, aus unserem Zimmer, aus dem Staub machte. Bekloppt. Draußen ist es stockfinster. Um 6:00 Uhr dachten wir, wir stehen auf dem Bahnhof. Also raus aus den Federn. Ohne Zähneputzen und Frühstück geht’s zu dritt los auf die 15,1 km nach Miraz. Die Sonne sagte uns dann nach 3 km auch endlich Guten Morgen und fragte sich wie wir auch:“ Was machen die denn da?“ An uns jagten in diesem Moment 2 Spanier vorbei als wären sie auf der Flucht. Das wird uns echt zu bunt. Wir fahren nach Hause. Wir haben schon echt Panik wenn wir in 2 Tagen auf den Punkt treffen wo sich Camino Frances, Camino Primitivo und unser Küstenweg vereinigen. Zur Info, unserer ist der am wenigsten frequentierte. Kurze Ablenkung durch Englischunterricht bekamen wir dann durch Tanja und Jamie die mal wieder plötzlich auftauchten. Sie waren die Nacht in der privaten Herberge wo sich Julia heute einnisten will. Die beiden wollen heute noch eine Etappe weiter ins 35 km entfernte Sobrado laufen. Keine Gefahr für uns. Ja so denkt man schon. Schlimm, schlimm. Nach kurzem Gespräch und austauschen der E-Mail Adressen, verabschieden wir uns mit einem see you in Santiago, zu unserer 1. Pause ins Bistro. Soviel Zeit muss sein. Der Kaffee war mal gar nicht gut und so ging es flott weiter. In Seixon, einem Dorf auf dem Weg, versuchte ein Bildhauer seine Kunstwerke an den Pilger zu bringen und verteilte kostenlos die schönsten Stempelabdrücke aus Wachs für die Pilgerausweise. Da konnte man nicht dran vorbei. Nach 3 Kilometern war dann Miraz erreicht und wir liefen direkt zur Albergue. Was wir dort sahen konnten und können wir nicht begreifen. Vor dem Eingang lagen 12 spanische jugendliche Pilger in Schlafsäcken die vermutlich um 5:00 Uhr in Baamonde losgelaufen sind und schliefen. Deppen. Sie hatten sich schon beim Hosteliero eingetragen und mussten nun bis 13:00 Uhr auf Einlass warten. Im Eingang stand noch eine Schlange anderer Pilger um sich anzumelden. Es war 10:30 Uhr. Die Betten waren mit Sicherheit von den Pupsen der Vorpilgerer noch nicht ausgelüftet da wird schon neu vergeben. Wir zwei hatten riesen Glück und bekamen Bett 25 und 26 von den 26 Betten zugeteilt. Helena wurde die unplanmäßige Stempelpause zum Verhängnis. Aber nicht ganz so schlimm, sie bekam eine Matratze auf dem Boden zugesprochen. Gut, und nun? Es ist 11:00 Uhr und ca. 35 Pilger lungern in einem 200 Seelendorf wie Landstreicher auf der Straße oder auf den Wiesen ums Gebäude rum. Hier ist nischt. Die Bar serviert in der Mikrowelle aufgewärmten Kaffee und die Bäuerin treibt Kühe durchs Dorf. Mit Resteessen, Sightseeing ( Friedhof + Kirche )und in der Sonne liegen vertreiben wir uns die Zeit bis auf einmal die Julia auftauchte. Kein gutes Karma in der anderen Herberge und grinste. Wir glauben sie hat uns vermisst. So schmissen wir alle unsere Reste an Lebensmitteln zusammen und kochten lecker Pasta. Der Tag neigt sich dem Ende entgegen, ich liege und schreibe diese Zeilen, Franzi liegt im Nachbarbett und grunzt und was morgen passiert was nur der liebe Gott. Tageslosung für morgen: Dieses Rumgehetze tun wir uns nicht mehr an. Es wird wieder ausgeschlafen.

,Wie spät ist es?“, fragen wir uns als wir die Augen aufmachen. Keiner mehr da, nur der korpulente Spanier Alfonso kriecht gerade im Pyjama aus dem Bett. 7:15 Uhr zeigt die Uhr. Dass mit dem länger schlafen hat schon mal geklappt. In der Ruhe liegt die Kraft ist das heutige Motto und so lassen wir es ruhig angehen und frühstücken ganz gemütlich im Aufenthaltsraum der Herberge, die leider aussieht wie Sau. Gestern Abend und heute früh hatte wohl keiner Zeit und Lust sein Zeug wegzuräumen. Viele Hände schaffen ein schnelles Ende wird in den Raum geworfen und so machen wir 4 noch Klarschiff bevor wir uns um 9:30 Uhr auf den Weg machen. Unser Tagesziel soll heute das 25,7 km entfernte Sobrado dos Monxes werden. Die Herberge hat 60 Betten, und liegt in dem alten Gemäuer eines Zisternenklosters, welche von den Mönchen betreut wird. Das wir allerdings ein Bett abbekommen haben wir schon abgeschrieben. Die werden jetzt wohl schon an die Nachtpilger vergeben sein. Die Landschaft ist heute wieder ganz was Feines. Es geht durch hügelige Heidelandschaften und schöne galicische Dörfer bis wir auf dem höchsten Punkt ( 714m ) des Küstenweges angekommen sind. Von hieraus geht es dann leider größtenteils nur auf Landstraßen weiter bis ins Kloster. Die vielen, vielen Pausen zwischendurch und kleine Witzerunde lassen die Zeit schnell vergehen nur die Kilometer nicht. Egal, auch 1km vor dem Ziel haben wir die Füße im Dorfteich abgekühlt und weitere Pilger ziehen gelassen. Mit Kevin aus Bielefeld kommen wir allerdings ins Gespräch und kommen so gemeinsam um 18:00 Uhr ins Kloster und sind überrascht kein Completo zu lesen. Wir sind die Nummern 85 bis 90. Die im Pilgerführer angegebenen Betten sind somit weg. Kommen wir jetzt ins Verließ? Nein, wir bekommen einen Raum mit 6 neuaussehenden und stabilen Doppelstockbetten. Hier sieht sowieso alles recht neu aus. Da hat wohl jemand angebaut. Glück gehabt denn die 60 Betten sind nämlich in einem Raum auf zwei Etagen untergebracht. Die Freude verfliegt nach der kalten Dusche und den schlechten Nachrichten von Kevin. Er hatte versucht per Telefon für morgen 5 Betten in Arzua zu reservieren. Die Stadt in der sich alle Wege vereinigen ist ausgebucht. Doch keine Zeit zum grübeln. Die 19:00 Uhr Messe wurde eingeleutet und zur Teilnahme wurden alle Pilger herzlich eingeladen. 40 Minuten später waren wir bekehrt und tiefenentspannt und fanden uns im Bistro bei Vino und Tapas wieder geerdet. Danach noch Pizza to go and than, go to Bed. Zum Einschlafen gab es noch ein Solo von Kevin auf der Ukulele. Schlaf Kindlein Schlaf.

Himmlisch geschlafen im heiligen Ort und wieder mal die Letzten. Der Mönch der gestern noch in der Messe gesungen hatte lief heute im Blaumann rum und machte die Zimmer sauber. Uns hetzt ja keiner und Betten gibt’s ja eh nicht. Also frühstücken und nach einem Motto für den Tag gesucht. Step by Step. Und dann geht’s auch schon los, 22 km in die ausgebuchte Stadt. Wirklich nennenswertes gibt es vom Weg her nicht zu berichten. Das Wetter war zu heiß und es gab zu wenig Restaurants mit zu wenig Cafe con leche und Tortilla. Wir waren auf Entzug. Unsere erste Anlaufstelle in Arzua war die Pilgerinfo. Die Nachricht von gestern bestätigte sich. Keine freien Betten aber die Info das die Städtische Turnhalle für Pilger zur Verfügung steht. 20 Minuten später stehen wir in einer völlig überfüllten Sporthalle und bekommen die letzten 4 Matratzen für 3 € die Nacht. Danach steht ein Completo an der Tür. In der Halle mindestens 200 Pilger von jung bis alt die wie nach einer Naturkatastrophe in einem Auffanglager auf dem Boden liegen. Die Stimmung ist aber gut und so nehmen wir es sportlich hin, genauso wie die kalte Dusche später. Was ist hier nur los in der Stadt? Zwar vereinen sich hier so kurz vor Santiago 3 Pilgerwege aber das kann nicht der Grund sein. Beim Vino in der Stadt als eine Gruppe von 30 mexikanischen Pilgern im Kreis standen und anfingen zu singen fiel uns wieder ein das vom 16.08. an Weltjugendtag in Madrid ist. Der Papst ist auch angekündigt. Wahrscheinlich pilgern jetzt alle bis Montag nach Santiago um dann nach Madrid zu fahren. Diese Theorie wird sich morgen im Gespräch mit einer Deutschen Gruppe bestätigen. Nach Rückkehr in unsere Schlafmöglichkeit bekomme ich nach einem spaßigen psssstttt, denn es war schon nach 22:00 Uhr, aus jeder Ecke ein pssssstttt zurück. Humor haben die Pilger ja. Lustig fand ich danach aber nur noch meine Vorstellung, ich liege abends am Teich und höre Frösche quaken. Die Frösche stellten sich dann aber leider als gemeine Schnarcher raus. Und so wurde aus unserer Schlafmöglichkeit eine Schlafmöglichkeit in der Schlaf möglich wäre.

Arzua nach Monto de Gozo 35,2 km

 

Die Anzahl der Kilometer ( soviel sind wir noch nie gelaufen ) lässt uns erstmal kalt, als wir am Morgen um 6:00 Uhr mit zig anderen Pilgern, wie Ameisen unseren Bau verlassen. Den ersten Kilometer legen wir noch alleine im Lichterkegel der Straßenbeleuchtung von Arzua zurück. An der Kreuzung wo wir wieder auf den Jakobsweg treffen, fallen uns zu erst die Heerscharen von Pilgern auf, die aufgereiht wie auf einer Perlenkette durch die Straße zieht. Wir haben fast Schwierigkeiten auf den Camino Highway aufzufahren. Es gelingt aber wenig später wird es dunkel. Wir sind aus der Stadt gelaufen und befinden uns jetzt auf einem Waldweg. Wie auf Knopfdruck wird aus dem normalen Pilger ein Pilgerzyklop mit einem Lichtauge auf der Stirn. Headlight heißt das Zauberwort. So zieht ein Meer aus Lichtpunkten gute 4 Kilometer durch die Dunkelheit bis wir nach 7,7 km an der ersten geöffneten Bar angekommen sind. Mittlerweile war es hell und erst jetzt wussten wir dass wir nicht mehr träumten. Bei Cafe con leche und selbstgeschmierten Broten konnten wir beobachten wie sich die Pilger auf dem Weg nach Santiago an uns vorbeischoben. Unglaublich. Vom Einzelkämpfer über singende Großgruppen bis zu Fahrradpilgern . All diese Geschöpfe Gottes hatten einen Plan zur Zielerreichung. Nur wir vier Nichtkirchensteuerzahler wussten noch nicht so richtig, wie und wann wir in Santiago ankommen wollen.

 

1. Völlig abgekämpft als letzte Etappe direkt nach Santiago. (39,9 km)

2. Lieber doch nicht so viel ( ist ja auch ganz schön heiß ) und noch einen Tag länger. ( 2 x 20 km)

3. Sehr lange Siesta um möglichst spät anzukommen, um dem Trubel aus dem Weg zu gehen. ( 39,9 km)

4. bis Monte de Gozo und morgen als Erste ankommen. ( 35,2 km )

 

Entscheiden konnten wir uns nicht. Deswegen hieß unsere Losung für den heutigen Tag

„Wenn wir keine Entscheidung finden, findet die Entscheidung uns“.

So ging es mit lustigen Spielchen und reichlichen Pausen, Kilometer um Kilometer weiter, in der Hoffnung es komme ein Zeichen. Nach 27 km kam es dann auch. Wir konnten einfach nicht mehr und waren platt. Der eine mehr der andere noch mehr. Nun lagen wir aber so blöd zwischen den Etappen das nun das völlig abgekämpfte letztendlich auch noch ins Spiel kam. Zurück nach Pedrouzo kam gar nicht in Frage aber bis nach Monte de Gozo waren es noch 8 km. Normaler Weise 1,5 Stunden Fußmarsch. Doch bei unserer Geschwindigkeit bräuchten wir eher 3 Stunden. Also gab es nur die Möglichkeit aus einem Mix der oben genannten Punkte. Abgekämpft, nach langer Pause nicht nach Santiago sondern bis Monte de Gozo. Das Universum hat gesprochen und wir folgten. Helena und Stephan konnten noch etwas schneller und gingen schon mal vor und Julia und Franzi machten einen Gang langsamer. So wie jeder konnte kämpften wir uns ans Tagesendziel. Die erste Gruppe checkte schon mal in der Herberge ein und besorgte ein paar Kleinigkeiten im Supermarkt. Zur Sicherheit hatten wir die Handys auf Empfang für jegliche Vorkommnisse. Die Freude über die SMS und gleichsam die Verwunderung das Unterwegs noch Bier und Wein getrunken wurde war gleich groß. Nachdem wir unseren Beinen eine kleine Auszeit im Zimmer verordnet hatten und nach der Dusche wieder vorzeigbar aussahen ging es in die nahegelegene Bar zum Abendbrot. Bei dem Gläschen Vino wurde uns dann klar, das diese heutige Etappe eigentlich unsere letzte, richtige Etappe gewesen ist. Morgen werden die 4,7 km bis Santiago ein Spaziergang. Mit gemischten Gefühlen ging dann schließlich jeder ins Bett.

Der große Tag, Santiago 13.08.2011

 

Es war angerichtet. Santiago lag vor uns und wir waren bereit. Es sollte und es wurde ein perfekter Tag. Da wir alle in Ruhe ankommen wollten klingelte der Wecker um 5:15 Uhr. Wir waren diesmal mit die Ersten die loszogen. Scheinbar hatten nicht so viele Pilger das Bedürfnis dem Jubel –Trubel- Heiterkeitsrummel zu entgehen. Den einzigen Pilgern denen wir begegneten waren ein Sohn mit seiner Mutter. Diese durften dann von uns am Ortseingangsschild auch gleich ein Foto schießen. Der erste Schritt war somit getan. Jetzt nur noch durch die Stadt bis zur Catedral de Santiago. Es war gegen 7:00 Uhr als wir die Altstadt erreichten und die Anspannung immer größer wurde. Die Gespräche wurden nachdem wir einen Glückscent rücklings in einen Brunnen geschmissen hatten eingestellt. Nach guten 700 km in 33 Tagen durch Nordspanien würden wir das langersehnte Ziel in nur noch wenigen Schritten erreichen. Jeder hatte so seine Vorstellung was gleich passieren würde. Wir beide sind zusammen gestartet und hatten uns geschworen zusammen anzukommen. Also nahmen wir uns gegenseitig an die Hand und gingen die letzte Straße hinunter durch einen Torbogen und betraten den Praza de Obradoiro. Nach ein paar Metern nach links konnten wir dann auch die  gesamte Kathedrale bestaunen. Nach inniger Umarmung, Liebesbekundungen und der Erkenntnis es geschafft zu haben, brauchte jeder erstmal  ein wenig Zeit für sich. Außer uns befanden sich nur eine Hand voll Pilger und eine Kehrmaschine auf dem Platz. Perfekt um seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Nachdem jeder wieder bereit für Gespräche war, wurden obligatorische Fotos geschossen und wir machten uns auf den Weg zum Pilgerbüro, um unsere Compostela in Empfang zu nehmen. Da erst um 9:00 Uhr geöffnet wurde, gab es direkt neben dem Büro noch einen Cafe con leche und einen frischgepressten O-Saft. Wir waren dann am heutigen Tag Pilgernummer 4 und 5, die die begehrte Urkunde wenig später erhielten. Stolz wie Oskar verließen wir das Büro und gingen erstmal frühstücken. Auf dem Weg dorthin trafen wir wieder überraschend Jamie und Tanja, die uns ein günstiges Zimmer vermittelten. Zufälle gibt es. Der Tag wurde immer besser. Die Sonne kam raus, das Frühstück war perfekt, unser Busticket nach Madrid wurde gekauft und in der Pilgermesse wurde heute der Weihrauchkessel geschwungen. Alles perfekt. Nachdem wir nachmittags die Zimmer bezogen , abends in der Küche lecker Pasta gekocht haben und dann nachts in den Straßen unsere Ankunft gefeiert haben, fielen wir betrunken ins Bett. Es hätte nicht schöner sein können. DANKE!

Ein kleines Resümee.

Wir fahren gerade im Nachtbus nach Madrid. In 9 Stunden werden wir so viele Kilometer zurückgelegt haben, wie wir in 4 Wochen gelaufen sind. Schon komisch. Es ist 0:15 Uhr und an schlafen ist nicht zu denken. Wir sitzen, und liegen nicht, wie die Sardinen in der berühmten Büchse. Also schreibe ich ein paar Zeilen. Nach 700 km, unzähligen Blasen, Schmerzen in fast jedem Körperteil sind wir trotzdem froh und stolz diesen Weg gegangen zu sein. Als Erkenntnis nehmen wir mit, dass wir mit so viel weniger auch glücklich sein können. Ich erinnere mich gerade an die Nacht in der Markthalle. Nichts außer einem Dach über dem Kopf, neue Freundschaften, was zu essen und trotzdem zufrieden und glücklich. Ein Dank an die vielen, freundlichen Personen die unseren Weg gekreuzt, geteilt oder von zu Hause mit verfolgt haben. Die vielen kleinen Zeichen am Wegesrand, das freundliche Gehupe und Gewinke der Einheimischen werden wir nicht vergessen. Wir können es nur empfehlen sich auf den Weg zu machen. Die letzen Wochen sind so schnell vergangen, dass wir glauben wenn die Zeit weiter so rennt, wir in gefühlten 3 Monaten wieder zu Hause sind. Wir werden sehen. Hasta luego Spanien.