China

09.07.2012 China wir kommen

Um 23:00 landeten wir sicher in Peking und betraten chinesischen Boden. Der riesige Flughafen hatte auch woanders auf der Welt sein können, es gab jedenfalls keinen großen Unterschied zu anderen Metropolen festzustellen. Nur auf den Einsatz von denen, sonst so im Überfluss vorhandenen und so überflüssigen Werbetafeln hatte man hier verzichtet. Die Passkontrolle ging so schnell, wie selten erlebt und man konnte den Beamten per Knopfdruck auch noch bewerten. Das sollten wir in den deutschen Ämtern auch mal einführen. Da Franzi sich heute morgen irgendwie verhoben hatte und über Schmerzen klagte, schnappte ich mir beide Rücksäcke und schon startete das Abenteuer. Da wie erwartet, niemand mit einem Schildchen mit unseren Namen auf uns wartete, mussten wir uns durchfragen, wie wir am besten in die Stadt kommen. Der Airportshuttle hatte bereits den Betrieb eingestellt und wir waren auf den Bus angewiesen. Nach kurzem Suchen war es aber geschafft, wir hatten eine Platz im Bus und fuhren los. Wo sollten wir nochmal aussteigen? Dongschie, Zongschang oder Zhuschong???? War es weibliche Intuition oder Glück, jedenfalls stiegen wir an der richtigen Haltestelle aus. Und nu? Es war mittlerweile schon nach Mitternacht und auf den Straßen war auch nicht mehr viel los. Auf alle Fälle brauchen wir ein Taxi, verrieten uns zwei freundliche Jugendliche die auch an der Haltestelle standen. Mit unserem Zettel mit der in chinesischen Buchstaben gedruckten Adresse konnte erst der 3. Fahrer etwas anfangen und brachte uns die letzten Kilometer ins Hostel. Das wäre geschafft. Jetzt müssen wir nur noch innerhalb der nächsten 4 Wochen bis nach Shanghai kommen, um dann nach Hause fliegen zu können. Jetzt ging es aber erstmal ins Bett.

10.07.2012 Ni Hao, Peking

Heute vor einem Jahr sind wir aufgebrochen. Herzlichen Glückwunsch! Und zur Belohnung gab es ein neues Reiseland. Wir schlenderten durch unserer kleine Gasse, Hutong genannt, vorbei an kartenspielenden Frauen, Männern in Feinrippunterwäsche die vor ihrem traditionellen Haus (Courtyard) saßen und Gänsen, die in der Hofeinfahrt spielten. Nichts ließ den Schluss aufkommen, dass wir in einer knapp 10 Millionen Stadt sind. Bis zur nächsten Kreuzung. Da änderte sich das Bild komplett. Metrostation, moderne Gebäude, viele Autos und noch mehr Menschen. Wo kommen die denn alle her? Welcome to Beijing. Noch typisch Peking, doch leider werden diese kleinen traditionellen Gassen immer weniger und durch moderne Gebäude mit Glasfassaden ersetzt. In einer Bäckerei gab es erstmal Frühstück und der Tagesplan wurde ausgearbeitet. Lamatempel und Konfuziustempel standen als erste Punkte auf der Liste. Danach noch zum Observatorium und zur altem Stadtmauer, nicht zu verwechseln mit der Großen Mauer. Zum Abendbrot wollten wir uns dann mit Larissa und Benjamin treffen, die wir auf Tioman kennengelernt hatten. Und los ging es mit dem Lama Tempel, der 1649 erbaut wurde. Heute wie damals leben hier noch Mönche. Besonderes Highlight ist aber die 18 m hohe und aus einem Stück geschnitzte, vergoldete Maitreya-Bodhisattva Statue in der letzten Halle. Auf die Frage was war zu erst da, Statue oder Halle, gibt es eine klare Antwort, im Gegensatz zur Ei oder Huhn Frage. Die Halle wurde erst nach Fertigstellung um die Buddha Statue gebaut. Im Konfuzius Tempel ging es dann nicht um religiöse Fragen, sondern um eher andere große Weltthemen. Zum Beispiel, Konfuzius sagt: „telefoniere nicht bei Gewitter“ Diese Weisheit scheint so bedeutend zu sein, dass es mehrfach auf dem Gelände auf goldenen Tafeln zur Schau gestellt wurde. Nach dieser Erleuchtung ging es zur alten Stadtmauer und zum Observatorium, welche aber leider schon geschlossen hatten. Blieb nur noch der letzte Punkt auf unserer Tagesordnung. Dinner mit unseren Bekannten aus Malaysia. Irgendwie klappte es nicht so wie wir dachten und so verpassten wir uns am Treffpunkt um ein paar Minuten. Dazu fing es auch noch an zu blitzen, donnern und regnen. Also Handy vorsichtshalber mal ausschalten und ab ins Hostel.

11.07.2012 Peking und noch ein Tempel

Nachdem wir auf dem Silkmarkt waren ging es in den Tempel of Heaven. Zum genannten Markt nur soviel. Die sind voll bekloppt dort. Um jeden Scheiß musst du handeln, auch wenn es nur 10 Yuan (1,40 €) kostet. Ich habe mir ein paar neue, aber unechte Converse Schuhe gekauft. Startpreis 800 Yuan, gekauft für 140 Yuan und das war noch zu viel. Zum abreagieren ging es in den Himmelstempel. Eigentlich kein richtiger Tempel wie die gestern besuchten, sondern eine Opferstelle, um die Beziehung zwischen Menschen und Kosmos im Gleichgewicht zu halten. Zu diesem Zweck wurden mehrere Altäre im 15/16 Jahrhundert in Peking errichtet, von denen dieser Himmelsaltar am besten erhalten geblieben ist. Wir betraten mit vielen anderen den Osteingang und gesellten uns zu den gefühlten Hundertschaften die schon auf dem Gelände waren. Neben den normalen chinesischen Touristen waren aber auch viele Einwohner Pekings anwesend. Zu erkennen waren diese an den verschiedenen Beschäftigungen denen sie nachgingen. Eine ältere Frauenfraktion zappelte zu chinesisch/englisch gemixter Popmusik ab, während die Herren Schach spielten. Was für ein Trubel hier. Doch keine 50 m neben dem Hauptweg wurde es ruhig und wir konnten einen einzelnen Herrn beim Tai Chi zugucken. Hier war also der Himmel auf Erden. Andere Herrschaften machten nur Stretching oder saßen entspannt im Schatten und machten nichts. Nachdem wir uns ein wenig entspannt hatten, liefen wir zum Tianqiao Theater und wollten uns Tickets für eine Akrobatik-Show besorgen. Leider ist das Theater momentan geschlossen, weil es renoviert wird. Also trafen wir nur auf einen netten, aber vielleicht nicht so ganz vertrauenswürdigen Straßenverkäufer. Er bot uns nicht nur Tickets für die Shows, die vorübergehend woanders stattfinden, sondern auch die Große Mauer Tour an. Wir nahmen seinen Flyer und verabschiedeten uns fürs Erste, denn wir waren wieder mal in Eile. Larissa und Benjamin warteten mal wieder auf uns. Diesmal klappte es und wir gingen zusammen was essen. In einem kleinen Restaurant gab es zwar das erste Mal Schwierigkeiten mit dem Bestellen. Der nette Kellner legte uns Zettel und Stift hin, sagte was und verschwand. In unseren Gesichtern lustige Fragezeichen, wir bestellten einfach von den Nachbartischen und waren zufrieden und glücklich damit.

12.07.2012 Radfahren in Peking

Hört sich schlimm an, ist es auch. Nein, Spaß bei Seite. Das ist das Beste was man machen kann. Auf den großen Straßen gibt es immer Radwege die breiter sind als unsere Landstraßen, oder man fährt durch die kleinen Hutongs, wo keine Autos unterwegs sind. So fuhren wir von unserem Hostel zu den großen Seen im Norden der Stadt. Vom Belltower gab es dann einen schönen Ausblick auf die Stadt und eine Teezeremonie. Um 13:30, gleich nebenan im Drumtower, gab es eine Trommelperformance. Beide Türme stammen aus dem Jahr 1420 und liegen am nördlichen Ende der Nord/Südachse die Peking längs durchzieht. Durch eine neue auf altgetrimmte Hutongsiedlung ging es rund um den See, bis wir vor dem Beihai Park standen. Hier ging es eine Runde zu Fuß weiter, da Fahrräder hier verboten waren. In der Mitte des Beihai Sees gibt es eine Insel mit einer Pagode auf einem Berg, der erklommen werden wollte. Auch von hier genossen wir den schönen Ausblick auf die Stadt. Per Pedes ging es an der verbotenen Stadt und dem National Theater vorbei bis in das Qianmen Viertel. Hier kauften wir ein paar Souvenirs und landeten wenig später in der Haupteinkaufstraße von Peking. So perfekt die Stadt zum Fahrradfahren ist, hier sind die Zweiräder strikt untersagt und dürfen auch nicht mal in geschobener Form in die verkehrsberuhigte Zone mitgenommen werden. Selbst die 50m um die Straße zu queren ist nicht erlaubt und wird an jedem Zugang von 2 Wachleuten überwacht. So mussten wir das Rad durch die enge, mit Menschen überfüllte, parallel verlaufende Gasse schieben, um irgendwie auf die andere Seite zu kommen. Das soll mal jemand verstehen. Was soll´s, aufgeregt hab ich mich trotzdem. Verschwitzt und leicht geschafft gab es nur eine kurze Verschnaufpause, als wir wieder im Hostel landeten. Heute stand noch ein Schmanckerl, in Form von einer Peking-Ente auf dem Plan. Mein Schatz überraschte mich zu diesem Anlass mit einem neuen Hemd und unsere beiden Deutschen hatten einen Tisch im besten Restaurant reserviert. So saßen wir, nicht wie gehofft in einem urigen Lokal, sondern in einem Schickmicki Restaurant. Die Preise waren zwar normal europäisch, aber für die beste Ente in Peking zahlt man das doch gerne. Leider hatten wir andere Erwartungen an die Naknak, als das was serviert wurde. Wir orderten eine ganze Ente und etwas Gemüse. Traditionell wird dann beides in einen Teigfladen eingerollt und gegessen. Für meinen Geschmack fehlten der Rotkohl, die Klöße und ne leckere Soße wie unsere Mütter es zu Weihnachten kochen. Da hätte auch der beste Sternekoch nichts dran ändern können. Ärgerlich war auch, dass der Kellner, der den Vogel zerlegt hatte, ein Viertel der Ente uns vorenthielt. Da änderte auch das kostenlose Erbseneis und die gekühlten Litschis zum Dessert nichts daran, dass wir enttäuscht das Etablissement verließen.

13.07.2012 Die Mauer ruft

Unser zwielichtiger Freund von vor 2 Tagen, erhielt von uns den Zuschlag für die Great Wall Tour. Mit einem Kampfpreis von 100 Yuan weniger als überall sonst gingen wir mal auf Risiko ein. Um 6:10 Uhr standen wir vor dem Hostel und warteten auf unseren Tourguide. Andrew, der die gleiche Tour über das Hostel gebucht hatte, wurde pünktlich abgeholt, nur wir standen noch da. Naja, wir haben noch nichts bezahlt. 15 Minuten später kam dann endlich ein PKW vorgefahren und lud uns ein. Sind wir jetzt ganz alleine? 5 Minuten mussten wir mit einem komischen Gefühl leben, als wir neben einem Minibus hielten und wenig später neben Andrew Platz nehmen durften. Phuu! Wir fuhren 2,5 Stunden bis nach Jinshanling, wo wir nach kurzer Erklärung 4 Stunden auf der Mauer rumturnen durften. Um Zeit zu sparen fuhren wir mit der Seilbahn bis hoch in die Berge und genossen einen sagenhaften Anblick auf eines der 7 neuen Weltwunder. Einfach spektakulär und großartig. Wir liefen über einen mehr als 600 Jahre alten Teil und können nur erahnen wie viel Blut und Schweiß in diesem Bauwerk stecken. Einst über 6000 Kilometer lang, schützte sie die Chinesen vor den Mongolen und ist wirkliche Wertarbeit. Unbegreiflich aber wahr, man kann sehen wie sich die Mauer über die höchsten Gipfel der Bergketten schlängelt, dann verschwindet und weit entfernt wieder irgendwo auftaucht. So saßen wir mit Andrew, dem Amerikaner und zurzeit Wahlberliner, auf der chinesischen Mauer und tauschten uns über amerikanische und deutsche Traditionen aus. Die Welt ist doch so klein. Der Fotoapparat kam nicht zur Ruhe, denn es wurden immer wieder neue Fotomotive entdeckt die für die Ewigkeit festgehalten werden mussten. Um 14:30 Uhr ging es dann zurück und viel mehr passierte dann auch nicht.

14.07.2012 Peking, die verbotene Stadt?

Das wichtigste zum Schluss. Wieder standen wir sehr früh auf um genug Zeit zu haben und um der Hitze ein wenig zu entkommen. Als ersten Stopp hatten wir den Jingshan Park mit dem Kohleberg im Visier. Von dort konnten wir schon mal einen Blick von oben auf die verbotene Stadt werfen und einen kleinen Überblick gewinnen. Aber nicht nur wegen dem schönen Ausblick lohnt ein Besuch, sondern man kann hier chinesischen Herrschaften bei der Morgengymnastik zu schauen oder mit anderen tanzenden Paaren eine flotte Sohle auf den Asphalt legen. Unser Frühstück in Form von kleinen Teilchen nahmen wir dann auch hier in angenehmer Atmosphäre ein. Danach sollte es durch den Nordeingang direkt in die Stadt in der Stadt gehen. Doch haben wir mal wieder die Rechnung ohne die Offiziellen gemacht. Das Nordgate ist leider kein Eingang, nur ein Ausgang. Also ca. 3 km um die Mauer laufen oder den Bus nehmen zum Südeingang, dem berühmten Tor des Himmelsfriedens. So kamen wir dann erst gegen 10:00 Uhr am Haupteingang an und betraten erstmals den noch berühmteren Platz des himmlischen Friedens. Franzis Frage: „Was denn hier für eine Veranstaltung sei?“ konnte ich nur mit einem kurzen „Da ist keine Veranstaltung“ beantworten. Gefühlt war halb China auf dem Platz unterwegs und alle strömten Richtung Eingang, wo noch mehr Menschenmassen auf Einlass warteten. Für uns war schnell klar, dass tun wir uns nicht an. Wenn in China alles gut organisiert ist, ein geordnetes Anstellen funktioniert nicht und bedeutet Kampf um jeden Zentimeter. Mut zur Lücke, wir liefen über den riesigen, mit Menschen gefüllten Platz, vorbei am Nationalmuseum und dem Mao Mausoleum zur Metrostation. Dort gab es dann den Minikrieg um einen Platz in der U-Bahn und schon war Plan B in Kraft getreten. Wir fuhren zum 798 Art Distrikt. Und was wäre für ein Künstlerviertel besser geeignet als ein altes Industriegebiet im Randbezirk. Hier, in den verschiedenen Ateliers ging es total entspannt zu. Wir schauten uns ein paar Werke an und genossen das Flair, welches hier herrschte. Nach gut 2 Stunden machten wir uns wieder auf den Rückweg, da wir heute noch das Hostel wechseln mussten. Den Gedanken an die verbotene Stadt hatten wir immer noch im Kopf, aber die Zeit lief uns davon, da bereits um 17:00 Uhr geschlossen wird. So gaben wir ihn dann letztendlich für eine entspannte Stunde in unserem neuen Hostel, bei Eiskaffee und Kartenschreiben auf. Doch der Tag war somit noch lange nicht zu Ende. Da unsere Mauertour ja so gut geklappt hatte, bestellten wir zwei Karten für eine Akrobatik Show bei unserem Vermittler. Um 19:00 Uhr hatten wir dann unsere fast 50% günstigeren Karten in der Hand und saßen im Theater. Und nun machten wir mal wieder eine neue Erfahrung. Die Show begann, alle erzählten noch fleißig. 5 Minuten nach Beginn kam noch eine ganze Schulklasse die erstmal im Gang stehen bleib, sodass niemand mehr was sehen konnte. Nach 10 Minuten konnte man sich dann voll und ganz auf das Geschehen auf der Bühne konzentrieren. Die Kunststücke der Akteure wurden dann von vielen Ohhh´s und Ahhh´s begleitet und der Applaus kam unseres Erachtens immer an den falschen Stellen. Neben den wirklich guten und klassischen akrobatischen Nummern gab es auch verrückte durch Ringe Springnummern. Der krönende Abschluss war dann aber die Motorrad Show. Ein Typ mit Motorrad fuhr, in einer aus Stahl geflochtenen Kugel, Saltos. Den Durchmesser der Kugel schätze ich mal auf 4 Meter. Damit aber nicht genug, am Ende fuhren sogar 5 Personen gleichzeitig mit Motorräder in der Kugel. Wahnsinn, die Nummer kann man auch in Europa zeigen. Danach war Schluss und alle Beteiligten der Show kamen auf die Bühne. Nur klatschen wollte irgendwie keiner mehr. Die Ersten standen auf und verließen fluchtartig das Theater. Die armen Künstler wurden um ihren Lohn betrogen. Auch wir erhoben uns dann und gingen Richtung Ausgang und auf direktem Weg zur Metro. Noch war nicht Schluss für heute. Der Olympia Park von Peking ist auch nach der Olympiade 2008 noch einen Besuch wert. Gerade nach Einbruch der Dunkelheit, denn dann sind die Schwimmhalle (Watercube) und das Nationalstadion (Vogelnest) nett beleuchtet. Kurz vor 22:00 Uhr stiegen wir aus der Metro und trafen auf die Menschenmassen von heute früh. Das ganze Gelände war voll wie nach einem Rockkonzert, Fußballspiel oder zur Zeiten der Olympiade. Wir schossen ein paar Fotos und machten uns wieder aus dem Staub, denn um 22:47 Uhr fuhr die letze U-Bahn zurück und die wollten wir uns nicht mit zehntausend Anderen teilen. Dann war endlich Schluss.

15.07.2012 Jetzt beginnt das Abenteuer

Um 09:30 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Westbahnhof, um den gesicherten Hafen namens Olympiastadt, Peking zu verlassen. Wir hatten eine schöne Zeit in der Hauptstadt. Alles ist in Englisch ausgeschildert und man ist auf westliche Touristen großteils eingestellt. Was würde uns erwarten, wenn wir heute Nachmittag in Datong landen? Darüber blieb nicht all zu viel Zeit zum Nachdenken. Erstmal müssen wir unseren Zug erreichen. Nach Kontrolle der Tickets und dem Durchleuchten des Gepäckes standen wir mit hundert Anderen im Wartesaal des Gleises 10. Wenig später öffnete sich das Gate und wir durften den Bahnsteig und den Zug besteigen. Ich muss nicht erwähnen, dass der Zug knüppeldicke voll war. Wir hatten zum Glück Plätze für die 6 Stunden Fahrt, während viele andere sich in den Gängen stapelten. Pünktlich rollten wir aus dem Bahnhof und ca. 1 Stunde durch die Pekinger Vorstadt. Dann änderte sich das Bild und es gab nur noch das zu sehen, was der Mensch zum Leben braucht. Landwirtschaft, meist Maisfelder und Industrie, meist Kohlekraftwerke. Diese beiden Faktoren wechselten sich regelmäßig ab, begleitet von einem kargen Gebirge im Hintergrund. Dazu kamen dann hin und wieder Baustellen von Hochhäusern oder fertige Hochhäuser die so ohne irgendwas anderes in der Landschaft stehen. Ganz krass wurde es dann kurz vor den Toren Datongs. Hier stehen zig 30zig Geschosser mit tausenden Wohnungen, die aber alle unbewohnt aussehen. Je weiter wir in die Stadt fuhren, erblickten wir noch mehr im Bau befindliche Hochhäuser. Wer soll da alles einziehen? Im Bahnhof angekommen freute ich mich, noch immer englischsprachige Ausschilderungen zu sehen und über einen englisch sprechenden Menschen. Er war von einer uns bekannten Reiseagentur und bot ein Zimmer und eine Tour zu den Sehenswürdigkeiten der Umgebung an. Das Zimmer ist zwar ein Graus, sowie das ganze Hotel, aber es ist günstig. Für zwei kurze Nachte wird es gehen. Die Tour buchten wir dann auch bei ihm, damit wir schnell aus der nicht wirklich schönen Stadt wieder abreisen können. Das das die richtige Entscheidung war, obwohl wir ja nicht die Tourgänger sind, wurde uns bewusst als wir in das Zentum gefahren sind. Datong ist eine Stadt im radikalen Umbruch. Viele alte Häuser werden abgerissen und durch die schon erwähnten Plattenbauten ersetzt. Die Altstadt ist komplett gesperrt, da sie wohl restauriert wird. Wir aßen in einem chinesischen Fastfood Restaurant zum Abendbrot und verkrochen uns in unsere Kammer.

16.07.2012 Kloster und tausende Buddhas

Um 9:00 Uhr saßen wir zusammen mit ca. 16 anderen Personen im Minibus. Diese Gruppe teilte sich in westliche und chinesische Touristen. Oder anders gesagt, in Personen mit unterschiedlicher Erziehung. Bereits in Peking sind uns schon so diverse Unterschiede zu diesem Thema aufgefallen. Dort war aber immer genug Platz, um diesen, in unseren Augen schlechten Angewohnheiten, aus dem Weg zu gehen. Heute waren wir gefangen in einem vierrädrigen Gefährt. So dauerte es nicht lange, bis wir von der Seite an gerülpst wurden und von hinten Furzgeräusche und Gerüche registrieren konnten. Aus dem tiefsten Innern werden Schleimladungen zu Tage befördert, um sie dann auf anderem Wege wieder in Richtung Bauchregion verschwinden zu lassen. In Peking endetet üblicherweise das Hochziehen der Schnotter eher im Ausspucken, wenn man sich im Freien befindet. Im Kaufhaus wird dann, vielleicht erziehungsbedingt, schon mal ein Müllbehälter in Anspruch genommen. Gleich, ist aber immer möglichst geräuschvoll diesen Vorgang durchzuführen und das von allen Geschlechtern. Echt ekelig. Eine weitere Unart der chinesischen Männer ist, mit dem T-Shirt hochgezogen bis über die Brustwarzen und somit Bauchfrei herum zu laufen. Babys tragen gerne einen Schlüpfer der im Schritt alles frei hält. So kam es, dass wir auf unserer ersten Zugfahrt die ganze Zeit ein kleiner Piephahn anguckte. Apropos Wasserlassen, gepinkelt wird überall und jederzeit. So traf uns eine Urin-Attacke von einem kleinen Mädchen auf unserem Fahrradausflug. Sie hockte im Krebsgang-Stil vor unseren angeschlossenen Rädern und gab alles was der Körper an Flüssigkeit nicht mehr brauchte. Das nur mal nebenbei, zurück zu unserem Tagesausflug. Es ging heute zum Hängenden Kloster. Gebaut wurde es 491 n. Chr. und um den Göttern näher zu sein, setzten die Mönche das Kloster auf 90 m Höhe an eine Felswand. Ziemlich spektakulär mit anzuschauen, genau so wie der Preis von 130 Yuan Eintrittsgeld. Wir liefen nach strengem Zeitlimit, 45 Minuten mit zig Anderen durch das kleine Kloster und schossen ein paar Fotos. Zurück im Bus verstärkten sich die vorhin erwähnten unangenehmen Geräusche, denn die einheimische Fraktion hatte zu Mittag gegessen. Nach 2 Stunden durften wir den Bus endlich verlassen und uns die 2. Sehenswürdigkeit dieser Region anschauen. Die Buddha Caves erwarteten uns mit niegelnagelneuem Eingangsgebäude und mehreren neuen Tempel, die sich im Eintrittspreis von 150 Yuan wiederspiegelten. Das eigentlich beachtenswerte sind aber die Höhlen in denen sich mehrere tausend Buddhas jeder Form und Größe befinden. Die Höhlen an sich sind rund 1800 Jahre, die Statuen immerhin 1300 Jahre alt und teilweise in einem recht guten Zustand. Besonders interessant waren die 17 m große Buddha-Statue und eine Höhle, in der man die Geburt und das frühe Leben Buddhas in Stein gehauen hat. In insgesamt über 250 solchen Höhlen, wobei nur 46 zugänglich sind, haben die Leute damals gebetet, gearbeitet und gelebt. Nach 2 Stunden reichte es dann und es ging zurück in unsere Höhle.

17.07.2012 Zug Umzug

Züge kommunizieren untereinander! Da wir direkt am Bahnhof schliefen, konnten wir das auch diese Nacht wieder mit verfolgen. So störte nicht nur das steinharte Bett, sondern auch das ständige Tuten unsere Ruhe. Also waren wir froh, als wir endlich in einen dieser Störenfriede einsteigen konnten, um zu unserem nächsten Ziel zu fahren. Ping Yao liegt ganze 8 Stunden Fahrt von Datong entfernt und lockt uns mit seiner traditionellen und originalen Altstadt. Der Zug war wieder pünktlich und knackevoll, wie bei der letzten Fahrt. Der Zugbegleiter vertreibt neben seinem offiziellen Job, auch noch Wundertücher aus Mikrofaser, die er zwischendurch im kraftvollen Verkaufsgespräch, versucht an den Mann oder die Frau zu bringen. Der Wagon sieht nach 2 Stunden aus wie nach einem Open Air Konzert, da alle ihren Müll auf den Boden schmeißen. Nach 4 Stunden kommt ein Zugbegleiter und fegt mal eben durch, um das Chaos in Grenzen zu halten. Auch so kann man Jobs schaffen. Trotz Rauchverbot, wird ab und zu mal eine durchgezogen und aus den Boxen dringt chinesische Musik in unsere Ohre. Die Rülpser halten sich heute in Grenzen und wir haben ein wenig Unterhaltung mit einer 5 köpfigen Familie aus Dänemark die uns gegenüber sitzt. So fuhren wir, bis wir endlich in Ping Yao ankamen. Mit einer Art Golfwagen ging es durch die Stadt der Neuzeit bis zum Fengyi Gate der alten Stadtmauer. Dieses fungiert als eine Art Zeitmaschine, denn als wir auf der anderen Seite wieder rauskamen, befanden wir uns im Jahre 1400 unserer Zeitrechnung. Von dem Trubel draußen, war in den engen Hutongs plötzlich nichts mehr zu merken. Die grauen Backstein-Courtyards mit roten Laternen und den typischen, geschwungenen Dächern zeigten genau das Bild, was wir von China im Kopf hatten. Angekommen in unserem Hostel, bezogen wir unser traditionell eingerichtetes Zimmer. Das „Bett“ ist eine Art 3 Meter breites Hochbett, mit etwas dickerer Decke als Matratze und steht vor einer genauso breiten Fensterfront. Antike Möbel im Raum runden das Gesamtbild ab und vermitteln ein traditionelles Ambiente.

18.07.2012 Ping Yao

Wenn Du genug von den großen Häusern mit Neonbeleuchtung, dem Krach der Großstadt und dem hektischen Leben hast, dann komm nach Ping Yao. So steht es im Reiseführer über die Stadt geschrieben, in der wir heute Morgen erwachten. Und wahrlich, es herrschte Ruhe um uns herum. Wir haben auf unserer Liegewiese traumhaft geschlafen und sind entspannt gestartet. Mal abgesehen von den chinesischen Touristengruppen, die von Reiseleitern mit Megaphonen durch die Straßen getrieben werden, ist es wirklich beschaulich. Die Straßen sind frei von Autolärm, denn es dürfen nur elektrobetriebene Fahrzeuge durch den inneren Stadtkern fahren. Zur Ruhe trägt auch bei, dass es ständig Stromausfälle gibt und sich somit wirklich ein Gefühl von Mittelalter einstellt. Unser Plan für die nächsten Tage wird lauten, Entspannen, Lesen, lecker Essen und das chinesische Leben auf uns wirken lassen. Diesen Tag haben wir mit 1+ bestanden.

19.07.2012 Ping Yao

Dieser Tag hat sich nicht groß von gestern unterschieden. Allerdings ist ein kleiner Nervfaktor heute Morgen neben den Ausflugsgruppen dazugekommen. Ein junges Mädel auf der Straße warb für ihre herzhaften Kleinigkeiten, indem sie ständig:“ Hoschiedaschieeedalaaauu“ o.ä. schrie. Dabei guckte sie so grimmig drein, dass man nicht mal was Geschenktes von ihr angenommen hätte. Wir zogen es vor, uns zum Frühstück ein anderes, ruhigeres Fleckchen Erde zu suchen und wurden auch fündig. Dabei trafen wir wieder auf die dänische Cosby Family aus dem Zug. So gab es noch ein wenig Konversation, bevor wir ein bisschen durch die Straßen bummelten. In den Hauptsouvenirstraßen tobte das Leben und es gab allen möglichen Kram zu kaufen. Verlässt man diese in eine der vielen Nebenstraßen, passiert dann aber nicht mehr viel. So befanden wir uns dann in einem Labyrinth aus kleinen Gassen mit lauter kleinen Hofeingängen. Hinter den schweren, hölzernen Toren spielt sich dann das „normale Leben“ von Ping Yao ab. Das wiederum scheint echt entspannt zu sein, denn Nichts und Niemand war zu sehen. Selbst die Wäsche hing regungslos über der Leine. Also ging es zurück in die bunte Welt der Urlauber und was essen. Wo wir gerade beim Essen sind. Was bestellt ihr, wenn ihr in Deutschland zum Chinesen geht? Ente süß-sauer? Dieses bekommt man hier genauso wenig wie Döner in der Türkei. Bis jetzt hatten wir immer eher Gerichte, die an die mediterrane Küche erinnern. Geschmortes Gemüse in allen Varianten, Nudeln oder Brötchen mit verschiedenen Saucen zum Dippen. Wir werden die Tage aber mal schauen, was sich sonst so hinter den chinesischen Schriftzeichen versteckt.

20.07.2012 Ping Yao

Heute Morgen gab es Strom und der Schreihals von gestern hatte frei. So gab es Frühstück bei uns im Hostel. Heute sollte der Bann des Nichtstuns ein Ende haben. Wir liehen uns Fahrräder und wollten die Welt, außerhalb der alten Stadtmauer erkunden. Gegen 11:00 Uhr verließen wir das ruhige, mittelalterliche Reich durch das Ying Xun Gate. Bereits um 12:00 Uhr kehrten wir durch das Gongji Gate zurück, in Sicherheit. Was war passiert? Nur das normale chinesische Leben. Zu viele Menschen, Autos, Krach, Staub, Dreck. Von der so klaren und reinen Luft, die die Stadtbroschüre beschreibt, ist nichts zu sehen. Schon seit unserer Ankunft hängt über der Stadt eine Dunstglocke, welche die Sonne noch nicht einmal geschafft hat zu durchbrechen. Ohne körperliche Anstrengung ist es kein Problem, doch heute sind wir mit dem Fahrrad unterwegs. Keuch! Nach einem kurzen Einblick in die Shoppingwelt von Ping Yao, die nicht weiter erwähnenswert ist, waren wir froh als wir wieder die alte Stadtmauer passierten. Wir waren uns einig, dass wir wieder zu unserer alten Tagesordnung übergehen. Das hieß im Hostel auf dem Sofa abhängen. Nach Einbruch der Dunkelheit drehte ich noch eine Runde durch die beleuchtete Stadt und schoss ein paar Fotos.

21.07.2012 Ping Yao > XiAn

Außer zum Frühstück, haben wir es nicht groß aus unserer Unterkunft geschafft. Zur Abwechslung hat es heute auch mal geregnet, welches für den Aufenthalt unter freiem Himmel nicht besonders förderlich war. So surften wir durch das world wide web und suchten schon mal nach Unterkünften in MV. Grins! Gegen 20:00 Uhr ging es dann ein letztes Mal durch Ping Yao und per Taxi zum Bahnhof. Wiedermal pünktlich fuhr unser Zug ein und auch wieder ab, sodass wir ziemlich schnell in unserem Wagon die Betten beziehen konnten. Dass der Hardsleeper seinem Namen alle Ehre machte, spürten wir dann auch die nächsten 8 Stunden. Glücklicher Weise lagen in unserem Abteil viele europäische Touristen, weshalb wir auch von den unappetitlichen Geräuschen der Einheimischen verschont blieben. Die schnarchende Fraktion blieb uns aber nicht erspart.

22.07.2012 Xi´an

Mit leichter Verspätung fuhren wir um 06:45 Uhr in die 3,5 Millionen Stadt ein. Dementsprechend groß war der Rummel mal wieder. Nachdem wir unseren Transferservice gefunden hatten, ging es erstmal ins unsere Unterkunft. Im Xiangzimen Youth Hostel herrschte dann Ruhe und von dem ganzen Trubel außerhalb war nichts mehr zu spüren. Wir bezogen unser 4 Bett-Zimmer und kümmerten uns als Erstes, kaum angekommen, um unsere Weiterfahrt. Leider kann man es in China nicht ganz so entspannt angehen, wenn es um das Thema Zugverbindungen geht. Und so kam es, wie nicht gehofft. Bis zum 27.07. gab es keine Plätze mehr im Schlafwagen und 22 Stunden im Sitzen nach Hangzhou wollten wir uns nicht antun. Also mussten andere Alternativen für die rund 1600 km geprüft werden. Was bleibt noch großartig über? Kutsche fällt aus und Schiff würde zu lange dauern. Somit fliegen wir am 25.07. gen Osten. Eine Herberge wurde auch noch schnell gebucht, damit wir uns voll und ganz auf Xi´an konzentrieren konnten. So wie es im muslimischen Staate Malaysia in den großen Städten immer ein China-Town gab, gibt es hier ein Muslime Quarter. Dort haben wir als Erstes eine feste Mahlzeit zu uns genommen, wobei feste Mahlzeit relativ zu sehen ist. Was erst wie eine Art Kohlsuppe aussah, entpuppte sich als Gemüse mit Schnottersuppenkonsistenz. Iiigiittiii-Pfui! Mit frischen Kräften ging es durch eine kleine Marktstraße, wo wir auf Teufel komm raus, um ein paar Souvenirs feilschten. Am Ende haben wir wie immer zu viel bezahlt, weil wir noch recht freundlich verabschiedet worden sind. So endete der Tag dann auch und wir holten etwas Schlaf nach.

23.07.2012 Xi´ans Terrakotta Krieger

Um den Touristenmassen aus dem Weg zu gehen, klingelte unser Wecker um 6:00 Uhr mitten in der Nacht. Bereits um 7:00 Uhr saßen wir im ersten Bus zu den weltberühmten Terrakotta Kriegern. Unsere Taktik ging gut auf, denn wir waren so ziemlich die Ersten, die den Eintritt passierten. So genossen wir noch eine gute Stunde die Ruhe, in der riesigen Halle 1, zusammen mit ca. 6000 Figuren. Eine anders als die Andern, stehen die Krieger in Reih und Glied und wundern sich vermutlich, warum sie tausende Menschen jeden Tag besuchen kommen. Auch wir waren fasziniert von dem Anblick und schossen Fotos über Fotos. Überall gab es kleine Details zu entdecken und zu bestaunen. Zum ersten Mal erblickten einfache Bauern, 1974 bei der Feldarbeit ein paar Überreste von der Armee. Von dem Zeitpunkt bis zum heutigen Tage ist man beschäftigt alle Soldaten und Pferde zu bergen und zu restaurieren. In Halle 2 und 3 wurde es dann nicht mehr so spannend und die Menschenmassen nahmen auch deutlich, aber noch annehmbar zu. Im Museum allerdings war dann schon die Hölle los, weshalb wir nur einmal schnell durchgelaufen sind. Insgesamt haben wir uns 3 Stunden lang auf dem Areal beschäftigt, bevor wir die Heimreise antraten. Wieder angekommen im Zentrum, stiegen wir auf die alte Stadtbegrenzungsmauer und liefen vom Nord-Tor zum Süd-Tor. Vielleicht erwähne ich mal kurz die Ausmaße der Mauer. Breite gute 15 m, Höhe ca. 20 m, Länge 16 km. Somit liefen wir mal eben, nach dem anstrengenden Vormittagsprogramm, nochmal 8 Kilometer auf der Stadtmauer zu unserem Hostel. Zur Belohnung gab es am Ende einen Fruchtshake und einen leckeren Cappuccino, der in China nicht an jeder Ecke zu bekommen ist.

24.07.2012 Xi´an und Natur

Nach dem langen und anstrengenden Tag von gestern, wurde heute erstmal ausgeschlafen. Kurz vor Mittag bestiegen wir dann einen Lokalbus, der uns in einen Geopark etwa 30 km vor den Toren der Stadt bringen sollte. Erst ging es mit der 603 zum Fernsehturm und dann mit der 905 zum Cuihua Mountain Nationalpark. Das klappte ausgesprochen gut und günstig war es auch. So lieben wir das. Die letzten 3 – 4 Kilometer zum Parkeingang legten wir dann mit einem Taxi zurück. Die 70 Yuan Eintrittsgeld wurde uns dann in Ruhe, frische Luft und einer herrlichen Landschaft zurück gezahlt. Unglaublich aber wahr, auf dem Weg nach oben zu einem künstlich angelegten See, sind wir nur einer handvoll Menschen begegnet. Mal keine Touristengruppen mit Megafonen oder Ähnlichem. So liefen und keuchten wir uns 1 Stunde den Berg hinauf zum Pool Lake. Hier war dann etwas mehr los, aber für chinesische Verhältnisse ein Witz. Wir verschnauften ein wenig und liefen dann weiter. Geplant war eigentlich einen anderen Weg zurück zu laufen. Da wir keine Karte bekommen hatten und die Ausschilderung leicht mangelhaft, weil diese nur auf Chinesisch waren, liefen wir irgendwie im Kreis. Nichts desto Trotz, hatten wir eine schöne Zeit hier oben in den Bergen mit herrlichen Blicken zurück ins Tal. Der zweite Höhepunkt war dann die Sommer-Cave. Eine Höhle in der das ganze Jahr über -5 Grad Celsius herrschen. Mit jeder Stufe, die wir hinab kletterten, wurde der Temperaturunterschied spürbarer. So krass haben wir das noch nirgends erlebt und wir waren schon in einigen Höhlen. Nach dieser Abkühlung hieß es dann also Rückzug aus dem kleinen Gebirge und wir liefen wieder zurück. Der Weg nach Xi´an funktionierte dann wieder genauso reibungslos wie auf dem Hinweg. Dann hieß es nur noch Taschen packen und was essen, denn morgen geht es weiter.

25.07.2012 Xi´an > Hangzhou

Da es ja in den Zügen keine Plätze mehr raus aus Xi´an gab, saßen wir heute Morgen um 7:30 Uhr im Airport-Shuttle. Die Frage lautete nun, ob wir wirklich an Bord des Fluges MU 5490 Platz nehmen dürfen und wenn ja, landen wir auch in dem richtigen Hangzhou? Wir hatten unsere Tickets im Internet gebucht und waren uns nicht so ganz sicher. Es reicht ja schon, wenn ein Buchstabe im Stadtnamen verdreht ist und man landet nicht an der Ostküste, sondern tausende Kilometer entfernt im Westen des Landes. Nun gut, es hat alles geklappt und wir landeten sicher nach 2 Stunden Flugzeit in Hangzhou. Wirklich interessant war es im Landeanflug, die Stadt aus der Vogelperspektive zu sehen. Zu erst fielen uns die vielen grünen Berge und der Westlake auf, welchen ich mal als das Herzstück der Stadt bezeichnen würde. Eine Besonderheit die seines Gleichen sucht, sind die landwirtschaftlichen Flächen inmitten der 6,3 Millionen Stadt. Hier ist es also möglich, aus seiner Wohnung im 30zigsten Stock, hinunter zum Bauern seines Vertrauens zu fahren und ein Bund Möhren oder einen Maiskolben zu kaufen. Später auf der Fahrt in die Stadt konnten wir dann teils eigenwillige Architektur bewundern, die an Disneyworld erinnerten und natürlich massenhaft, im Bau befindlichen Hochhäuser. Zweiteres haben wir bis jetzt in wirklich jeder Stadt gesehen und fragen uns, wer soll in diese zu hunderttausenden, freien Wohnungen einziehen? Unfassbar. Wir jedenfalls nicht, denn unser kleines Hostel ist in ruhiger Lage, unweit vom Westlake entfernt und nach kurzer Pause ging es gleich auf Erkundungstour. Was sollen wir sagen, Hamburg und die Alster ließen grüßen, als wir an dem See entlang bummelten. Viel Grün, blauer Himmel, frische Luft. Endlich mal eine Stadt zum Wohlfühlen und eine, in der man nicht von den Menschenmassen erdrückt wird.

26.07.2012 Hangzhou

Die Stadt, die am längsten Kanal der Welt liegt, lässt uns bei ca. 40°C aus jeder Pore schwitzen. Der Grand Canal ist stolze 1800 km lang und verbindet Peking mit Hangzhou. Doch dieser galt nicht unserem Interesse am heutigen Tage. Mit dem Fahrrad ging es bei den schon beschriebenen, viel zu heißen Temperaturen in die grünen Berge, die sich gleich in südlicher Richtung an den See anschließen, vorbei am Teemuseum, durch Teefelder bis zum Dragon Well Village. Dieses bei den Einheimischen beliebte Ausflugsziel war gut besucht, aber nicht überlaufen von den sonst so nervigen Touristengruppen. Kleine Familien waren dort und veranstalteten ein „Picknick“. Es gab grünen Tee und kleinere Leckereien. Nebenbei kann man etwas über die seit 1500 Jahren bestehende Teekultur dieser Region erfahren oder einfach die Ruhe genießen. Wir liefen ein wenig auf den angelegten Wanderwegen und fanden einen herrlichen Aussichtspunkt über die Stadt. Direkt vor uns die Teeberge, dahinter der große See, hinter dem sich dann wiederum die Skyline von Hangzhou erhebt. Und das Beste, wir waren ganz alleine. Traumhaft! Mit dem Rad ging es dann wieder zurück Richtung See zum nächten Stopp, dem Lotusgarten. Wie der Name es verrät, ist es möglich hier tausende Lotusblüten zu bestaunen, die malerisch in der Seenlandschaft liegen. Im Park selber gibt es viele, kleine Brücken über kleine Kanäle und hübsche Pavillons die zu einer Rast einladen. Am Ende des Tages haben wir den ganzen See umrundet und auch Ähnlichkeiten zu Schwerin festgestellt. Ich glaub es wird Zeit nach Hause zu kommen.

27.07.2012 Hangzhou

Was schon 11:00 Uhr? Die Radtour von gestern hatte es ganz schön in sich. So passierte heute nicht mehr so viel. Das verspätete Frühstück im Hostel fiel aus, weil wiedermal unsere gewählten Gerichte, auf Grund fehlender Zutaten (Tomaten und Nudeln) nicht zubereitet werden konnten. Gestern fehlte im Land des Reis, doch tatsächlich der Reis! Mittag gab es dann in der Stadt und zudem einen langen Spaziergang zum Silkmarkt. Schon nach kurzer Zeit wurde uns klar, hier werden wir wohl nichts Adäquates als Geschenk finden. Mit solchen, ich nenn es mal ausgefallenen Designs, würden wir zu Hause niemanden begeistern können. Nach ein paar Fruchtshakes, um unsere Körper auf Normaltemperatur zu halten, kamen wir in der Zhongshan Road an. Hier ist jeden Abend ab 18:00 Uhr eine Foodstraße eingerichtet und lädt seine Gäste zu jeder Menge Leckereien ein. Neben Spinnen, Skorpionen, Würmer und Raupen gibt es auch leckere Naschereien. Wir entschieden uns als Erstes für gegrillte Schlangenhaut, gefolgt von Hühnchen-Wraps und Frühlingsrollen. Ein paar süße, keine Ahnung was, rundeten unser Abendbrot ab. So ging es in der Dunkelheit zurück ins Hostel, wo schon der Abendfilm begonnen hatte. Es lief ein Film, mit dem Volksheld Jackie Chan, der wieder mal gegen die Bösen der Welt kämpfte.

28.07.2012 Hangzhou

Heute ging es mal wieder auf Tempelschau, der wohl letzte Tempel unserer Reise. Extra früh verließen wir unser gemütliches Bett, um den anderen Touristenmassen aus dem Weg zu gehen. Leider ging die Rechnung nicht ganz auf, denn auf dem Gelände des Ling Yin Tempel herrschte schon reges Treiben. Das übliche Bild halt, welches aber auch noch durch das Wochenende verstärkt wurde. So liefen wir wieder, als so ziemlich einzige westliche Touristen durch die heiligen Mauern. Nicht das es uns nicht gefallen hat, aber so langsam reicht es dann auch mit Tempeln. Genauso wie mit Wasserfällen, Kirchen, Klöster etc. Die eigentliche Fahrt mit der Seilbahn auf den Gipfel des Meiren Peak sparten wir uns aus dem gleichen Grund. Wir fuhren wieder zurück und gönnten uns stattdessen ein leckeres Mittag beim Inder. Viel zu teuer, aber mal wieder was Leckeres zwischen den Zähnen. Also das Essen scheint uns noch nicht über zu sein. So saßen wir bestimmt 2 Stunden im klimatisierten Restaurant und kühlten uns von ca. 40 Grad Außentemperatur, auf angenehme 22 Grad ab. Dass es hier so heiß wird, hätten wir nicht gedacht. Wir schleppten uns nach dem Mittag wieder zurück ins Hostel und ließen alle Viere gerade sein. An Bewegung war nicht mehr zu denken.

29.07.2012 Hangzhou

Der Blick aus dem Fenster versprach schon wieder mal einen heißen Tag. Wir frühstückten unter den schattenspendenden Bäumen auf der Terrasse unserer Herberge. Das Sitzen und Essen reichte aus, um aus allen Poren unseres Körpers, das Wasser rinnen zu lassen. Was würden wir jetzt für eine kühle Ostseebrise geben. Aber wir wollen mal nicht meckern. Erst gegen 16:30 Uhr wurde der Eishunger so groß, dass wir uns nochmal vor die Tür trauten. Nachdem die Sucht gestillt war, konnten wir endlich unseren letzten Punkt auf unserer „to do Liste“ für Hangzhou abhaken. Wir erklommen einen kleinen bewachsenen Hügel inmitten der Stadt, von wo wir den Sonnenuntergang über dem Westlake miterleben wollten. Beim letzten Mal sind wir zu spät gewesen, und auch diesmal sah es nicht gut aus. Der Tempel, der von unten aus gut zu sehen war und so dachten wir, prädestiniert für unser Vorhaben ist, hatte sich aber im Dickicht der Bäume und im Gewirr der Wege gut versteckt. Es war zum Heulen. Durch Zufall entdeckten wir ein kleines Hinweisschild auf einen Pavillon mit dem Zusatz Overview/Westlake. Bingo! Jackpot! 3 Sechser im Lotto! Jetzt aber schnell, denn die Sonne wartete nicht auf uns. Oben angekommen, hatten sich schon ein paar lokale Hobbyfotografen eingefunden, für die der Platz anscheinend kein Geheimtipp mehr war. Der Blick über den See, auf die Stadt und die dahinter liegenden Hügel, plus die glutrote Sonne vermochten unsere verwöhnten Augen zum Strahlen zu bringen und unsere Mundwinkel nach oben zu ziehen. Einfach schön! Nach dem Fotoshooting kamen wir noch ins Gespräch mit einem anderen Anwesenden. Luo, lautete sein chinesischer Name, Kim ist sein englischer Name, begleitete uns dann auch noch den Hügel hinunter. Der 24 jährige aus Hangzhou arbeitet als Supervisor auf dem Bau und zeigte uns dann die leckersten Gerichte auf dem Nachtmarkt, an denen wir sonst immer vorbei gelaufen sind. Wir saßen noch ein wenig zusammen, bis seine Mutter das 5. Mal angerufen hatte. Dann machte er sich auf den Weg nach Hause. Tja die Muttis, immer in Sorge. Das ist auch hier nicht anders. Bald sind wir wieder da.

30.07.2012 mit dem Zug nach Suzhou

Wir schafften es doch tatsächlich mal wieder, erst nach 10 Uhr aufzustehen. Nach einem deftigen Frühstück, packten wir mal wieder unsere Rucksäcke, um uns auf den Weg zum Zug zu machen. Das Schöne hier ist, man steigt ins Taxi, braucht nicht zu verhandeln und es kostet fast nichts. Da sind wir wohl wieder etwas bequemer geworden. An das Zugfahren in China sind wir inzwischen gewöhnt. Alle futtern ihre Mega-5-Minutenterrinen, es läuft chinesische Musik und der eine schreit, weil er sein Essen verkaufen will und der nächste irgendwelchen Plunder. Wir sahen wieder eine sehr beeindruckende Verkaufsveranstaltung für einen Wundergürtel und ein Strommassagegerät. Nach 4 Stunden stiegen wir irgendwo aus und waren glücklich beim Verlassen des Bahnhofs einen Hinweis zu finden, dass wir wirklich richtig waren. Wir hatten ein Hostel vorgebucht und sind mal wieder richtig begeistert. Wir schlafen in einem riesigen, hölzernen Himmelbett und unser Zimmer ist quasi ein Brückenzimmer zwischen zwei Courtyards. Suzhou hat mal wieder stolze 5,7 Mio.EW, aber davon ist in unserem historischen Viertel, direkt am Kanal, nichts zu merken. Viele kleine Geschäfte mit Handarbeiten, Seidenwaren und gemütlichen Cafes säumen die Pinjiang Lu. Wir liefen noch ein paar Schritte und probierten den einen oder anderen Essensstand aus. Delikatesse scheinen hier Hühnerfüße zu sein. Sieht schon eigenartig aus, wenn man die kleinen süßen Chinesinnen sieht, wie sie mit einer Leidenschaft die Krallen abbeißen. Morgen ist auch noch ein Tag und Hunger haben wir dann auch wieder.

31.07.2012 Einkaufsstress

Die entspannten Tage des Nichtstuns sind gezählt und aus diesem Grund genießen wir die, die uns noch bleiben. Heute gab es nur ein Ziel, ein Geschenk für das morgige Geburtstagskind finden. Aus diesem Anlass trennten wir uns für ein paar Stunden und jeder konnte ein bisschen gucken. Der wohl größte Irrtum über China ist, dass es günstig ist. Ich gehe hier nicht gerne shoppen und das will was heißen. Die EKZ kann man vergessen, nur teures Zeug, das keiner tragen kann. Und in der Einkaufsstraße wird man per Megaphon angeschrien oder angeklatscht, was auch nicht gerade einläd. Außerdem ist die Mode für meinen Geschmack völlig ab von allem. Ich hoffe nicht, dass DAS auch die Mode in Deutschland im Moment ist. Personal gibt es überall viel zu viel. Das ist auch der Grund, warum ich hier keinen ONLY oder Watsons (wie Budni) mehr betrete. Bei Only kleben dir 3 Mädels am Hintern und bei Watsons, stehen mind. 20 Leute rum und keiner kommt auf die Idee dir zu helfen. Im Gegenteil, es wird dann noch direkt neben mir, meine Größe, Schuhe oder sonst was ausgewertet. Letztendlich habe ich nicht das bekommen was ich wollte, aber das was ich habe kommt von Herzen. Nach einem schönen Fruchtshake schlenderten wir langsam zurück in unser Viertel, wobei ich Vorbereitungen für morgen treffen musste und Stephan bestieg „in eisigen Höhen“ den Mount Everest bei einem Eistee. Am Abend liefen wir noch gefühlte 5 km, um einen Nachtmarkt zu finden, aber ohne Karte in Englisch ist das echt schwierig. So saßen wir dann mit vielen kleinen Leckereien am Kanal und genossen die warme, aber frische Luft. Glückwünsche gab es dann auch noch.

01.08.2012 Stephan hat Geburtstag

Und schon wieder ein Jahr älter. Punkt 0:00 Uhr dröhnte Stevie Wonders, Happy Birthday aus dem Computer und meine Liebste überraschte mich mit einem Fotobuch, das zu Tränen rührte. Nach den Glückwünschen aus der Heimat, via Skype machten wir erstmal die Augen zu. Um 10:00 Uhr stand Franzi dann mit frischem Kaffee und Kuchen vor dem Bett und es wurde gefrühstückt. Mein Slogan zum Wunschprogramm hieß danach, kein Stress. So ließen wir es ruhig angehen und schlenderten ein bisschen durch Suzhous berühmte Gärten. Danach ging es noch ins Teemuseum, welches definitiv interessanter war, als die kleinen Grünanlagen. Zum Abendbrot wollten wir mal nicht chinesisch Essen gehen, sondern italienisch. Eine Adresse war dank Reiseführer schnell gefunden, doch leider konnte der Taxifahrer damit nichts anfangen und fuhr in die komplett falsche Richtung. Zum Glück bemerkten wir den Fehler ziemlich schnell und konnten mit Händen und Füßen, ihn zum Umkehren bewegen. Am Ende hat er uns wieder an der gleichen Stelle abgesetzt, wo wir eingestiegen sind, nur das wir 14,- Yuan ärmer waren. Noch ein Experiment gingen wir dann nicht mehr ein und suchten uns ein Restaurant in der Nähe des Hostels. Dann war auch irgendwann gut für heute. Da das Internet heute Abend gar nicht funktionierte, erreichten mich keine weiteren Glückwünsche mehr und wir gingen ab ins Bett.

02.08.2012 Suzhou

Regentag. Heute ist mal gar nichts passiert. Zum Abendbrot haben wir uns raus gewagt und noch ein paar Fotos bei Nacht geschossen. Wir hatten noch leckere Shakes auf dem Weg nach Hause, d.h. ich hatte einen leckeren. Franzi hatte einen Erbsenshake, der mit Sahne und Kidneybohnen garniert war. Brech!

03.082012 Suzhou > Shanghai

Wenn man eins über China blind unterschreiben kann, dann ist das die Tatsache, dass die Züge pünktlich fahren. Um 12:14 Uhr schlossen sich mal wieder die Türen unseres Zuges und ab ging es nach Shanghai. Unseren letzten Stopp in China erreichten wir aber nicht mit irgendeinem Schienenfahrzeug, sondern mit dem High Speed Train. So dauerte es nicht lange und wir erreichten eine Höchstgeschwindigkeit von 292km/h. Die guten 100 km Distanz zwischen den Städten waren somit schnell erledigt, denn wir stiegen bereits um 12:39 Uhr wieder aus. Mit der U-Bahn ging es ab ins Zentrum. Angekommen in unserer Straße, war der erste Gedanke, “Wo sind wir denn gelandet?“ Die kleine Gasse war untypisch dreckig und es hat nach Abfall, gepaart mit altem Fisch gestunken. Das Hostel sah von außen auch nicht sehr einladend aus, sodass wir uns schon etwas ärgerten. Im Eingangsbereich änderte sich das Bild dann aber. Es roch zwar immer noch nicht angenehm, aber das Ambiente war schon besser. Im Zimmer angekommen war dann aber alles in bester Ordnung. Wirklich nett eingerichtet, war es auch sauber, ruhig und das Bett war ein Traum. Nach kurzer Verschnaufpause ging es dann gleich nochmal raus in die 15 Millionen Metropole, von der wir nicht viel erwarteten. Es war laut, heiß, und nicht gerade typisch für China was wir zu sehen bekamen. Oder vielleicht eben doch typisch China. Denn das Land steht im Wandel. Hier in Shanghai schlägt das neue Herz, im alten Reich der Mitte. Angekommen am „Bund“ ,die Promenade des Huangpu River, konnten wir dann die berühmte Skyline von Shanghai betrachten. Am interessantesten wirkte wohl der Perltower und das an einen überdimensionalen Flaschenöffner erinnernde, World Financial Center Building. Da wir ja nun schon so kurz vor unserer Rückreise stehen, galt es noch ein paar Souvenirs zu besorgen und eventuell für mich noch einen Anzug schneidern zu lassen. Laut Reiseführer gibt es jede Menge Schneidereien in der Lujia Bang Road, welche wir als erstes ansteuerten. Nach einer Stunde hatten wir dann auch schon einen Anzug in Auftrag gegeben und hofften das Beste. Die Angelegenheit mit den Souvenirs stellte sich dann weit aus schwerer raus, wie es sich auch die nächsten Tage rausstellen sollte

04.08.2012 Shanghai

Shopping, Shopping and Shopping... Wer China mit Shoppen nach Herzenslust zu günstigen Preisen verbindet, wird mit Sicherheit enttäuscht. Wie gestern schon geschrieben, holt China kräftig auf und somit ist das auch an den Preisen zu merken. Wer in die großen Einkaufsmeilen geht, wird feststellen, dass dort die gleiche Preisgestaltung wie sie auch in Westeuropa zu finden ist vorherrscht. Als gutes Beispiel ist das Starbucks-Kaffeepreis-Barometer. Hier in China zahlt man für seinen Kaffee auch zwischen 4 und 6 Euro. Das hindert aber die Chinesen nicht daran, in Massen die Filialen zu stürmen. Ergo, hier sitzt das Geld anscheinend und mittlerweile auch etwas lockerer, weshalb auch alles andere teurer sein kann. So jedenfalls meine Theorie. Also bleibt für die armen Backpacker wieder nur die Schnäppchenjagd. Dann wiederum kommt in den meisten Fällen auch der Spruch, „ Was nichts kostet, ist auch nichts“ zu tragen. So liefen wir beide recht frustriert von einem zum anderen Shoppingcenter. Ausbeute am heutigen Tag, ein Kugelschreiber und zwei Mitbringsel.

05.08.2012 Shanghai Shopping die Zweite.

Ähnlich frustrierend wie gestern war die Ausbeute des heutigen Tages. Somit wird es morgen noch einen dritten Shoppingtag geben. Scheiße!

06.08.2012 Shanghai – Umzug

Die Tage werden immer weniger und nun hieß es ein letztes Mal umziehen. Dank unserer lieben Ellis sollte es ein angenehmer Abschied aus China werden. So wurde uns ein 5 Sterne Hotel für die letzten 2 Nächte unserer Reise gesponsert. Mit unseren Backpacks fuhren wir im Taxi vor und wurden etwas schmunzelnd vom Portier begrüßt. Der goldene Kofferwagen wurde raus gerollt und unser Hab und Gut verladen. Der Check-in klappte reibungslos und nachdem wir eine Deposit von 500 Yuan gezahlt hatten, wurde uns die Zimmerkarte ausgehändigt. Wir fuhren in den 19. Stock und bezogen das Zimmer. Vor unserem Haus eine riesige Baustelle, so wie es typisch für China ist und dahinter erstreckte sich die Stadt mit dem Huangpu River und den Stadtteilen Pudong, Huangpu und Hongkou. Das Zimmer selber nicht sehr groß, aber alles sehr sauber und angenehm eingerichtet. Es gibt sogar ein Telefon für Notfälle auf der Toilette. Wie dem auch sei, wir hatten keine Zeit zu verlieren und machten uns auf den Weg zum Shopping Teil 3. Erster Stopp war wieder die Maßschneiderei, denn mein Anzug sollte heute fertig sein. Die Ernüchterung war nicht all zu groß als wir feststellten, dass die Hose nicht so wirklich passte und der Schneider die Knopflöcher des Sakkos vergessen hatte. Idiot! Wir haben ja noch Zeit. Etwas mehr Glück hatten wir dann mit den anderen Präsenten die wir noch besorgten. Das Wichtigste, Franzis Geburtstagsgeschenk, war aber nicht aufzutreiben. Echt frustrierend! Um 19:00 Uhr trafen wir uns dann mit Larissa aus Peking und schluckten den Frust mit ein bisschen Alkohol und einem herrlichen Blick auf die Skyline von Shanghai weg. Es war ein schöner Abend, der dann um Mitternacht seinen Höhepunkt auf dem Hotelzimmer fand. Stevie durfte singen und wir tanzten dazu. Es folgten bis 4 Uhr morgens Gespräche via Skype mit der Heimat.

07.08.2012 Franzis Geburtstag

Nach nur 6 Stunden Schlaf mühten wir uns schon wieder aus dem Bett, besorgten noch ein paar fehlende Kleinigkeiten und schlurften dann zum Schneider. Heute waren dann die Hose geändert und die Knopflöcher am Sakko vorhanden. Nun stellte sich aber heraus, dass es im Brustbereich zu eng saß. Nun wird es aber eng mit der Zeit. Um 17:00 Uhr konnten wir es dann das 3. Mal versuchen und siehe da, es war fertig. Für 156,- € habe ich jetzt einen „maßgefertigten“ Anzug und hoffe das er auch die erste Reinigung überlebt. Nun, da wir die lästigen Aufgaben erledigt hatten, ging es daran einen angemessenen Abschluss für Franzis Geburtstag, unsere morgige Abreise aus China und auch irgendwie das Ende unserer Reise zu finden. Mit dem Taxi fuhren wir in den Financial District Pudong und gingen erstmal eine Kleinigkeit essen. Da es wenig später anfing zu regnen, fiel der geplante Spaziergang am Flussufer aus und wir suchten Schutz in einem Einkaufszentrum. Welch ein Glück, denn Franzi fand noch zwei schöne Teile die irgendwie noch den Weg in den Rucksack finden müssen. Danach kam dann das Tageshighlight. Mit dem Fahrstuhl ging es in den 91. Stock, des SWFC Tower, in die Sky-Bar. Wir waren so hoch, (ca.460 m) dass wir in den Regenwolken hingen und uns die perfekte Sicht verwehrt blieb. Die draußen herrschende Stimmung, spiegelte unsere innere Gefühlswelt ziemlich gut wieder und es wurde recht still. Nach einem Getränk ging es dann vom 91. Stock in den 19. Stock unseres Hotels zurück.