Jakobsweg, Porto - Santiago

02.05.2014 ein Anfang mit Hindernissen

Die Zeit war reif. Es ging mal wieder auf Pilgerreise.  Weil die Pilger gerne früh aufstehen, klingelte der Wecker schon um 4:30 Uhr. Susi und Steven konnten wir nicht abhalten auch aufzustehen um uns zum Flughafen zu bringen. :-) So verlief alles planmäßig und wir saßen noch vor  6:00 Uhr bei Kaffee und Brötchen am Flughafen. Unser Flieger nach Frankfurt, unserem 1. Zwischenstopp, hob leicht verspätet ab, so dass wir uns beeilen mussten den Anschluß nach Porto nicht zu verpassen. Das umsteigen hat aber auch ohne Probleme funktioniert. Um kurz nach 9:00 uhr hoben wir wieder ab in Richtung Portugal. Leider haben unsere Rucksäcke zu sehr getrödelt und sind in Frankfurt liegen geblieben. Das merkten wir natürlich erst als wir am Kofferband in Porto eine sms von der Lufthansa bekamen. Ätschi bätschi, heute hab ich leider keinen Rucksack für euch, melden sie sich beim Baggage Service. Jetzt sind wir schon um die ganze Welt geflogen, aber das war auch für uns eine Premiere. Irgendwie blieben wir dennoch ganz entspannt und regelten die Angelegenheit. Unser Hab und Gut sollte gegen 15:30 uhr mit der nächsten Maschine eintreffen und dann mit ein zustellservice in unsere 1. Unterkunft gebracht werden. Ok, dann konnte es ja losgehen. Ein Taxi brachte uns in 10 min. zu unserem Startpunkt nach Lavra. Mittlerweile war es 12:00 Uhr und vor uns lag die erste Etappe unseres Weges. Da unser Pilger Führer auch im Rucksack war mussten wir uns ein bisschen intuitive auf die über 20 km Etappe begeben. Die Himmelsrichtung war klar und so ging es dann immer am Atlantik gen Norden bis nach vilar do conde. Da passierte dann der Fehler. Eigentlich hätten wir in Landesinnere abbiegen müssen, da wir aber immer den gelben Pfeilen folgten landeten wir in Povoa de Varzim. In der Touristen Information bekamen wir dann zum Glück eine Übersichtskarte und eine Wegbeschreibung zur Herberge nach Rates. So liefen wir nun durch den Berufsverkehr auf Bürgersteigen, unter Autobahnen und auf leichter befahrenen Landstraßen bis nach Rates. Reizvolle Landschaften sehen anders aus. Nach gefühlten 30 km in unseren Knochen, mit Sonnenbrand und durchgeschwitzten Klamotten standen wir um 19:00 Uhr endlich in der Albuerge. Albino, der Hosteliero und seine Frau kümmerten sich um uns und telefonierten nochmal mit dem Baggage Service um die genaue Adresse mitzuteilen. Dann brachte er uns in ein nahe gelegenes Restaurant wo wir zusammen etwas aßen. Um 23:30 Uhr wurden dann endlich unsere Rucksäcke gebracht und wir konnten ins Bett. Die anderen Pilger schliefen und schnarchten schon als wir das 9 Bett Zimmer betragen. Augen zu, Ohropax rein und Schluss.

03.05.2014 die ersten Wehwehchen

Wie sollte es auch anders sein, nach dem harten Tag von gestern waren wir die letzten die aus den Schlafsäcken krochen. Der erste Gang war dann unter die Dusche um uns auf die 2. Etappe vorzubereiten. 25 km bis nach Portela de Tamel sollten heute auf dem Plan stehen. Nach einem leckeren Frühstück starteten wir um 9:00 Uhr bei herrlichem Wetter und mit kräftigem Muskelkater in Richtung Barcelos. Die Stadt am Fluß Cavado erreichten wir ohne große Mühe gegen Mittag. Hier herrscht gerade Jubel, Trubel, Heiterkeit. Auf dem Marktplatz wurde irgendwas gefeiert und dem entsprechend voll waren die Straße. Wir hatten aber keine Lust auf soviel Unterhaltung und zogen recht schnell weiter. Im Supermarkt besorgten wir uns ein paar Leckereien und ließen uns auf einer Wiese des städtischen Altersheim nieder. Hier hielten wir Siesta für mehr als 2 Stunden. Ein Nickerchen inklusive versteht sich. Die ersten stärkeren Wehwehchen wurden versorgt und weiter ging es dem Endziel entgegen.  Nach dem wir Barcelos verlassen hatten, verlief der Weg wieder über kleinere Dorfstraßen und landwirtschaftliche Wege. Ein letzter Anstieg wurde noch bewältigt bevor wir vor der Herberge standen. Eine heiße Dusche und ein kühles Bier später waren die Anstrengungen des Tages fast vergessen.

04.05.2014 es fühlte sich nach Urlaub an

Heute waren wir schon um 7:30 Uhr auf dem Weg. Was soll ich sagen, wir waren wieder die letzten. Nicht mal der Hosteliero war zur Verabschiedung da. Die spinnen doch alle. Nun gut, wir liefen trotz schmerzender Knochen zur Höchstform auf und waren richtig schnell unterwegs. Das erste Restaurant auf dem Weg nach Ponte de Lima war dann auch unser und wurde zum Frühstücken genutzt. Der obligatorische Kaffee und Brötchen stärkte uns für die restlichen 18 km. Der Weg verlief heute recht idyllisch zwischen Weinreben und Ackerland  hindurch, eingerahmt von grünen Bergen. Hier und da plätscherte Wasser aus künstlich angelegten Quellen und bot die Möglichkeit einer Erfrischung. Um Punkt 13 Uhr erreichten wir dann schon unser Tagesziel. Da die Herberge erst um 17 Uhr öffnete entschieden wir uns für die örtliche Jugendherberge als Nachtlager. Im DZ hielten wir ein Nickerchen und gingen danach in die Innenstadt von Ponte de Lima. Sowie in Barcelos herrschte hier Volksfest Stimmung. Wir mischten uns unters Volk und schlenderten ein wenig durch die Stadt. Nach dem Abendbrot ging es fix wieder ins Hostel und ab in die Falle.

05.05.2014 viel Schweiß, noch mehr Wein

Wie sollte es auch anders sein? Vor 8:00 Uhr ging nichts bei uns. Frühstück gab es eh erst ab 8:30 weshalb wir die Ruhe in unserem DZ noch genossen. Nach der ersten Mahlzeit des Tages und einem Besuch in der Apotheke und der Post, ging es dann erst gegen 9:30 Uhr auf den Weg. Schlappe 17,3 km bis nach Rubiaes standen auf dem Plan. Der Weg heute schon fast traumhaft. Wenig Stadt und Straße dafür viel Natur und Ruhe. Der anstrengendste Teil der Etappe lag darin einen knapp 400 m hohen Berg zu bezwingen. Mit viel Schweiß, aber ohne große Mühe bewätigten wir auch diese Hürde. Oben angekommen gab es es eine lang ausgedehnte Pause mit 3 bayrischen Pilgern. So saßen wir fast zu lange zusammen, denn wir ergatterten, bei Ankunft in der Herberge die letzten 2 Betten. Nun liege ich in meinem Schlafsack, im 26 Bett Zimmer und tippe diese Zeilen. Das wird eine unruhige Nacht. Franzi hat schon die Ohropax eingestöpselt und die Augen geschlossen. 2 Gläser Wein zum Abendbrot machen es möglich auch um 20:00 schlafen zu gehen.

06.05.2014 von Portugal nach Spanien

Wer steht freiwillig um 5:30 Uhr im Urlaub auf? Anscheinend alle Pilger auf dem Jakobsweg. Die spinnen doch alle. Um 7:00 Uhr waren bereits alle fort außer uns und Jeff, ein irischer Pilger, der das genauso bekloppt findet wie wir. So plauschten wir noch kurz, bevor es auf die heutige 19,3km Etappe ging. Als Tagesziel wurde TUI, welches bereits in Spanien liegt, anvisiert. Unterwegs haben wir dann, wie schon auf den letzten Etappen, einen Großteil der Frühaufsteher überholt. Hätten die mal lieber länger geschlafen, dann wären sie auch fiter.  So liefen wir gemeinsam mit 2 anderen Pilgern in die Festung von Valenca ein. Dieser Ort ist der letzte auf portugiesischer Seite und sollte unser 1. Pausenstopp sein. Bei Café con leite und Natas erholten wir uns von den gelaufenen Kilometern bevor wir die internationale Brücke nach Spanien überquerten. Am anderen Ende angekommen änderte sich nicht nur das Land,sondern auch die Zeit. In Spanien ticken die Uhren schneller als in Portugal. So stellten wir die Uhr von 13:00 auf 14:00 Uhr vor und machten ein obligatorisches Foto vor dem Landeseingangsschild. So wirklich viel passiert dann nicht mehr. Wir suchten uns eine Bleibe für die Nacht und was zu Essen. In Spanien während der Siesta ein geöffnetes Restaurant zu finden ist aber gar nicht einfach. Die Straße waren wie ausgestorben. In einem Kaffee habe wir dann eine Kleinigkeit zwischen die Zähne bekommen und den Zugang zum www. Ein paar e Mails und whats apps wurden versandt bevor es mit einem Umweg durch den Supermarkt wieder auf unser Zimmer ging. Hier wurden noch eine Flasche Wein geköpft, wir sind ja nun in Spanien, und die schmerzenden Körperteile mit Voltaren eingeschmiert. Prost und Buenos Noches.

07.05.2014 die Letzten werden die Ersten sein

Es war noch nicht mal dunkel als uns die Augen gestern Abend zufielen. Dementsprechend früh waren wir auch wieder wach. Um 7:15 absolvierten wir die ersten Meter unserer Tagesstappe. Die Stadt schien noch zu schlafen, als wir bei Sonnenaufgang, Tui verließen. Ein leichter Nebelschleier hing  in den Bergen und über dem Fluß sodass die wärmenden Sonnenstrahlen noch auf sich warten ließen. 2 Stunden liefen wir nun, wie auch die letzten Tage schon, durch die uns vertrauten Landschaften. Gegen 9:00 hatten wir dann unser Frühstücksrestaurant erreicht. Bei Kaffee und Baguette stärkten wir uns für den restlichen Weg nach Mos. So schön der Anfang des heutigen Weges auch war, so stark ließ er dann aber auch nach. Ca. 9 km ging es nun durch ein Industriegebiet und durch die Stadt O Porrino. Es hatte wirklich nichts schönes, weshalb wir im Eiltempo die Strecke abspulten und in Rekord verdächtiger Zeit, als erstes die Herberge erreichten. Die Belohnung unserer Mühe war dann freie Bettenwahl und duschen ohne anstellen. Für Wäsche waschen reichte die Zeit auch noch, bevor wir im Restaurant unser Pilger Menü kredenzt bekamen. Da wir ja nun in Spanien sind, gab es natürlich eine Flasche Wein dazu, welche auch fast geleert wurde. Daraus resultierte dann ein ausgedehntes Mittagsschläfchen. Ach schon herrlich dieses Pilgerleben.  Nach der kurzen Mittagsruhe ging es dann zum Kaffee in die Bar am anderen Ende der Straße um danach wieder in die vom Mittagessen zurück zukehren. Pilgermenü die zweite. Der Vino schmeckte auch dieses Mal und leicht beschwipst ging es ins Bett.

08.05.2014 Pulpo naja

Super geschlafen. Bin ein bisschen Stolz auf unsere Mitpilger, denn um 7:30 Uhr waren noch recht viele da. Es herrschte auch keine Aufbruchpanik wie sonst. Alle packten gemütlich ihre Sachen und gingen rüber ins Café zum Frühstück. Es geht also auch entspannt. So ging es dann gegen 8:30 Uhr auf die 28 km nach Pontevedra. In Redondela gab es dann den zweiten Kaffee des Tages um uns nochmal für die zwei Steigungen auf dem weiteren Weg zu rüsten. Landschaftlich war der Weg mal wieder reizvoll da wir eine zeitlang den Ausblick aufs Meer genießen durften. Nach der zweiten Steigung war bei mir dann der Akku leer und wir mussten nochmal eine Pause einlegen. Zum Glück hatten wir noch ein Baguette und einen Apfel dabei der uns Energie für die letzten Kilometer gab. Am Stadtrand von  Pontevedra dann noch ein Käffchen und wir liefen gegen 16:00 Uhr im Zielort ein. Da die Stadt sehr sehenswert ist, haben wir uns mal wieder ein Zimmer im Zentrum gesucht und nicht die Albergue am Stadtrand genommen. Als wir unser Zimmer bezogen hatten merkten wir, dass auch viele unsere Pilgerfreunden diese Idee hatten. So hatte die Gruppe Franzosen und das Paar aus Argentinien die Nachbarzimmer bezogen. Nach einer erfrischenden Dusche ging es ab ins Stadtleben. Es war zwar schon 18:00 Uhr,aber Kaffee und ein leckeres Teilchen gehen immer. Bei einem kurzen Bummel durch die Straßen fanden wir dann eine Tapas Bar in der wir dann zu Abend aßen. Pulpo, gebratener Tintenfisch gilt hier als Delikatesse und sollte mal probiert werden. Unser Fazit: Kann, muss aber nicht. So ging es relativ spät ins Bett, wobei an Schlaf nicht zu denken war. Ganz in der Nähe feierte eine Gruppe vermutlich ihren Schulabschluss und zogen mit Dudelsack und Tamburin durch die Straßen. Fiesta, Fiesta, Espania

09.05.2014 die letzten zwei Betten

Sind heute etwas matschig aufgewacht. Also erstmal unter die Dusche um richtig wach zu werden. Das Hotelleben macht's möglich. Nach dem ersten Kaffee und leckerem Süßkram ging es erst nach 10:00 Uhr auf die Piste. Wir dachten schon wir wären die letzten, bis wir nach ein paar Minuten auf ein Pilgerpärchen stießen, die wir gestern schon mal überholt haben. So kamen wir ins Gespräch und gingen ein paar Schritte zusammen. Sandra und Dominik sind auf ihrem ersten Camino und gaaaaannnz entspannt. Sehr sympathisch, wie wir finden. Nach gut einer halben Stunde des gemeinschaftlichen Pilgerns zogen wir dann von dannen, um uns wenig später auf einen Kaffee wieder zutreffen. Weiter ging es danach alleine, denn unsere Geschwindigkeiten beim Pilgern waren doch zu unterschiedlich. Irgendwie ließen wir uns von den Beiden aber anstecken und machten auch einen lazy Day. Bei Kilometer 16,3 machten wir schon wieder Pause. Der Nationalpark Ria Barosa, lud mit einer traumhaften Rest Area zum Verweilen ein. So aßen wir frische Kirschen und ein Tortilla Patatas Bocadillo mit Blick auf den, von natürlichen Kaskaden herab rauschende Fluss. Nach gut 40 Minuten ging es weiter in Richtung Caldas de Reis, unserem Tagesziel. Gegen 16:30 Uhr erreichten wir so ziemlich als Letzte, sogar hinter den 3 Portugiesinnen, denen man beim Gehen die Sohlen beschlagen könnte, die Herberge. Zum Glück gab es noch 2 freie Betten. Also bezogen wir unser Nachtlager über 2 australischen Rentnern auf Pilgerschaft und Spanien Rundtour. Die Welt ist doch ein Dorf oder der Camino, der Nabel der Welt. Wie auch immer, für uns ging zu der berühmten Thermalquelle von Caldas de Reis. Für die geplagten Pilger Füße gibt es hier ein kostenloses Fußbad an dem ein reges Treiben herrschte. Nach dieser Wohltat liefen wir in den Supermarkt und besorgten ein paar Kleinigkeiten für unser Abendbrot. Gegessen wurde vor der Albergue und wenig später ging es ab in die Falle.

10.05.2014 Jakob wir kommen

Gut geschlafen und fit für den Tag, starteten wir gegen 8:00 Uhr in Richtung Padron, welches 18,4 km entfernt liegt. Das ist ja mittlerweile nur noch ein Katzensprung für uns. Nach 5 km die erste Pause des Tages mit leckerem Frühstück. In dieser Bar fielen die kulinarischen Leckereien etwas größer aus. Kaffee und Tortillas in XXL Format gab uns soviel Energie das wir bereits um 12 Uhr in Padron einliefen.Die geschichtsträchtige Stadt an der Sar, hier hat Jakobus seine erste Predigt auf spanischem Boden gehalten, konnte uns aber nicht halten. Nach einem kurzen Besuch der Jakobuskirche und einem Kaffee bei einem total irrenBarbesitzer, der alle Neuankömmlinge drückte und knutschte, entschieden wir uns noch weitere 10,5 km zu laufen. Neues Ziel nun Teo. Das Wetter machte es uns heute echt einfach und auch diese Strecke war um 14:30 Uhr abgerissen. Und nu? Wie weit ist es noch bis Santiago, ging uns wohl zeitgleich durch den Kopf. Ein Blick in den Pilgerführer verriet uns, weitere 13,1 km bis auf den Kathedralsplatz. Auf geht die wilder Pilgerreise. Schon bald zeigten die Kilometersteine am Wegesrand unter 10 km, dann unter 8 km und schließlich 5km an. Nochmal Pause und eine Kaffee. Unsere körperliche Verfassung nahm merklich ab. Franzi plagte eine große Blase und meine Knie und Hüfte fingen langsam an zu streiken. Doch so kurz vor dem Ziel gibt man nicht mehr auf. So humpelten wir mehr schlecht als recht in Richtung Innenstadt. Bei km 3kamen die Türme der Kathedrale in unser Sichtfeld und gaben uns somit den letzten Motivationsschub. Nach unglaublichen 42 km am heutigen Tag liefen wir um 18:30 Uhr auf die Praza do Obradoiro . Viele Erinnerungen von unserem letzten Ankommen,  schossen in unsere Köpfe und glücklich setzten wir uns auf die noch warmen Steine vor der Kathedrale. Geschafft! Puhh... Ob wir zu geschafft von der Strecke waren oder ob die Zeit auf diesem camino einfach zu kurz war, die großen Emotionen blieben aus. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass es nicht das erste Mal war. Langsam trotteten wir zum Pilgerbüro um uns die Compostella abzuholen. Zum Glück gab es keine lange Schlange, weshalb wir das Zertifikat kurze Zeit später in den Händen hielten. Nun ging es kreuz und quer durch die Stadt auf der Suche nach einer geeigneten Unterkunft. Es brauchte ein bisschen mehr Zeit als gedacht, aber nach ca 30 Min  lagen unsere geschundenen Knochen auf einem gutriechendem Bett in einem Hotel. Eine heiße Dusche bewirkt ja Wunder, weshalb wir uns wenig später ins Restaurant schleppten um die Ankunft zu feiern. Vino, Vino, Vino. Prost.

11.05.2014 Santiago de Compostella

Die Nacht war sehr unruhig, da nicht nur wir unsere Ankunft feierten, sondern alle anderen auch. Gegen 04:00 Uhr verstummte das letzte Gläserklirren und es kehrte langsam Ruhe ein auf Santiagos Straßen. Nach einem späten traditionellen Frühstück mit Kaffee, Tortillas und frischem O-Saft ging es kurz vor 12:00 auf den Platz vor der Kathedrale. Hier tobte schon wieder das Leben. Eine große portugiesische Gruppe musizierte und hieß alle Neuankömmlinge willkommen. Es war eine sehr herzliche und fröhliche Stimmung. Hier und da sah man vertraute Gesichter, die einem die letzten Tage über den Weg gelaufen waren. Die Mittagsmesse ließen wir ausfallen und warfen nur einen kurzen Blick in die heiligen Hallen. Uns zog es lieber auf die große Plaza zum Kaffee trinken und Postkarten zu schreiben. Danach wartete eine unvermeidlich Plicht auf uns. Wäsche waschen! In einem Waschsalon schmissen wir alles was ging in die Mega Trommel und ließen unsere Klamotten vom Schweiß und Dreck der letzten Tage befreien. Zwei Stunden später saßen wir mit frisch riechenden Textilien am Leib auf dem Kathedralplatz und hielten Ausschau nach unseren 3 bayrischen Pilgern, die heute ankommen wollten. Statt der 3er Kombo standen auf einmal Sandra und Dominik die wir eigentlich erst morgen erwartet hätten hinter uns. Na das musste gefeiert werden. Beim Italiener gab es Pizza, Bier, Wein und nette Gespräche bis in den Abend hinein. Irgendwann tauchten dann auch Willi, Uli und Hanni auf. Leider zu spät für diesen Abend, weshalb wir uns zu einer Frühstücksgaudi am nächsten Morgen verabredeten.

12.05.2014 auf nach Finisterre

09:30 Uhr Santiago, die Sonne scheint und 3 gut gelaunte bayrische Wandersleute nahmen Kurs auf  2 Flachland Mecklenburger. Im Frühstückscafe wurden dann die letzten Tage ausgewertet und dabei viel gelacht. Plötzlich machte das Thema Heiratsantrag die Runde. Ich versuchte schnell die Kurve zu bekommen, aber Hanni schmückte das ganze so schön aus, das mir Angst und Bange wurde, mich zu verplappern. Wenn die alle wüsten was ich vor hatte. Nach eineinhalb Stunden des lustigen Beisammenseins hieß es Abschied nehmen. Nachdem noch Erinnerungsfotos geschossen wurden liefen wir zum Busbahnhof um den Bus nach Finisterre zu besteigen. So fuhren wir in 3 Stunden an die Küste und zum Ende der damaligen Welt. Vor hunderten von Jahren standen die Menschen hier und wussten nicht was sich hinter dem Horizont befindet. Erst der berühmte Herr Columbus brachte Licht ins dunkel und läutete mit der Entdeckung Amerikas eine neue Etappe in der Menschheitsgeschichte ein. Wir entdeckte heute nur noch unser Hotel und den kleinen Ort Fisterra. Der Ort an sich hat nicht vielzu bieten. Ein paar Lädchen und Restaurants sowie einen Hafen mit kleinen Fischerbooten. Unser Hotel Rustico ist ganz nett, nur der Hotelier hat die Freundlichkeit nicht erfunden und auch nur Häppchenweise verabreicht bekommen. Bei einem Fläschchen Wein und Pasta beim Italiener nahm der Abend seinen lauf bevor wir uns in unser "Poolhouse" für die Nacht zurück zogen.

13.05.2014 der Sonnenuntergang am Ende der Welt

Wenn ich mit eigentlich beginne, weiß man schon das es mal wieder anders kam als gedacht. Denn eigentlich wollten wir heute nach Lires laufen und auch wieder zurück. Das es nicht so kam würde ich jetzt nicht auf die Tatsache schieben, dass wir bereits bei der ersten Kreuzung vom Weg abkamen. Ich denke vielmehr fehlte die Motivation. So beendeten wir das Vorhaben bereits nach 3 Kilometern und liefen zum Strand, wo wir uns über unseren Tagesproviant hermachten. Ein kleines Nickerchen später, wurden Muscheln gesammelt und am Strand ging es zurück zum Ausgangspunkt.  Der Italiener von gestern, der eigentlich ein Holländer ist schloss gerade seine Pforten wegen der landestypischen Siesta. Er bot uns aber an auf seiner Terrasse Platz zu nehmen. Gesagt, getan nahmen wir Platz und genossen den Ausblick auf den Hafen. Keine 2 Minuten später stand seine, Tochter bei uns und fragte ob ihr Vater uns was gutes tun könnte, er würde uns gerne was ausgeben. Hää? Sahen wir so fertig aus? Jedenfalls standen kurz darauf 2 Café Con leite auf dem Tisch, der Chef schloss die Tür ab und verschwand mit Tochter, Frau und dem Auto. Wir wiederrum sollten die Tassen einfach auf dem Tisch stehen lassen. Da waren wir erstmal sprachlos und genossen unser Geschenk. Eine kleine Dankesbotschaft auf niederländisch hinterließen wir nach dem Verzehr und machten uns auf den Weg in den Supermarkt um unser Abendbrot zu besorgen. Mit Vino, Queso, Baguette, und Creme Catalana ging es dann zum Sonnenuntergangspunkt und zum Ende der alten Welt. Noch im verborgene eine kleine Schachtel mit wertvollem Inhalt in meiner linken Jackentasche. Der Abend verlief wie geplant. Der Wein schmeckte und die Musik auf dem Handy lief. Als der Titel"Love is in the air" startete, kam mein großer Auftritt. Ich blickte in große, ungläubige, braune Augen als ich mit meiner Rede  begann. Die anfängliche Skepsis wich dann aber so langsam der Realität. Kniend hielt ich um die Hand meiner Liebsten an und überreichte den Verlobungsring. Mit Tränen in den Augen fielen wir uns in die Arme als das erlösende JA Wort über Franzis Lippen kam. Den Sonnenuntergang habe wir dabei komplett vergessen und sahen nur noch den letzten Rest der Sonne im Meer versinken. Nachdem wir uns kurz gesammelt haben ging es flotten Schrittes zurück ins Hotel,welches wir noch vor Dunkelheit erreichen wollten. Überglücklich aber mit vielen Fragen ging es dann ins Bett.

14.05.2014 ein neuer Lebensabschnitt

Leicht zerknittert aber mit einem Lächeln im Gesicht schauten wir uns heute Morgen an. Wir hatten beide gut geschlafen und waren immer noch in der gleichen Stimmung wie gestern Abend. Auch die vielen Fragen über das Wie, Wann und Wo standen noch. Wir sind uns aber sicher, dass wir darüber in den nächsten Wochen eine Antwort finden werden. Nach unserem Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Leuchtturm von Finisterre. Ein kurzer aber sehr schöner Wanderweg über die Halbinsel. Am höchsten Punkt hatten wir einen perfekten 360 Grad Rundblick über die Region und konnten schon das Ziel, den Leuchtturm sehen. Dort angekommen, gab es Kaffee und Eis zur Erfrischung. Die Sonne heizte heute nämlich wieder kräftig ein. Für den Rückweg entschieden wir uns für den kürzeren Weg über die Straße. Angekommen im Ort Fisterra ging es ins Restaurant zur Nahrungsaufnahme. 2 x Menu del Dia, welches aber mal wieder nicht überzeugen konnte. Egal, satt hat es gemacht und weiter ging es ins Hotel. Die Rucksäcke mussten mal wieder gepackt werden. Morgen geht es mit einem Zwischenstopp zurück nach Porto.

15.05 - 18.05.2014 Porto

Mit leichter Verspätung starteten wir gegen 8:30 Uhr per Bus in Richtung Santiago. Beim kurzen Zwischenstopp in der Pilgerstadt genossen wir ein letztes Mal unsere geliebte Tortillas. In nur 2 Stunden ging es dann ab 12:00 Uhr erstaunlich schnell weiter bis nach Porto. Auf der Fahrt konnten wir auf den Ausfahrtsschildern nochmal den Camino erleben, nur in umgekehrter Richtung. Angekommen in der Stadt des Portweins fuhren wir mit der Metro in die Innenstadt um unsere Unterkunft für die nächsten Nächte zu beziehen. Die "Residenz Santa Clara", der Name klingt herrschaftlicher als die Realität, war nicht nur günstig gelegen, sondern auch günstig im Preis. Da wir eh viel unterwegs sein werden, wäre alles andere Verschwendung gewesen. Und so ging es dann auch zügig in die kleinen Gassen der Altstadt. Eigentlich bot sich uns ein ähnliches Bild wie in Lissabon. Die buntgekachelten Häuser und Kirchen gehören hier ebenso zum Stadtbild wie die verfallenen und verwahrlosten Immobilien. Spezielle, weltbekannte Sehenswürdigkeiten sucht man auch hier vergebens. Portos Unterhaltungswert findet man in den Häusergassen und am Ufer des Douro. Genau hier wo der berühmte Portwein seine Herkunft hat schlägt dann auch das Herz der Stadt. Hier reihen sich an der Nordseite des Flusses die Bars und Restaurants während sich auf der Südseite die Lagerhallen der verschiedenen Portwein Erzeuger befinden. Von diesem Fleckchen und nur von hier, wird der begehrte und originelle Wein in alle Welt exportiert. Heute mit dem Flugzeug, früher mit dem Schiff. Zeugnis dafür, sind die vielen kleinen Holzboote beladen mit Holzfässern die am Ufer fest gemacht sind. Wir genossen das herrliche Wetter und das bunte Treiben am Fluss. Viele Marktstände mit Handwerkskunst waren aufgebaut und luden zum Geldausgeben ein. Klar, dass wir daran nicht vorbeikamen. Abends suchten wir uns dann ein Restaurant um den Tag ausklingen zu lassen. So ging es auch die anderen Tage weiter bis der Urlaub beendet war. Am Sonntag ging es bereits um 4:00 Uhr mit dem Nachtbus zum Airport und mit einem Zwischenstopp in Frankfurt nach Hause.